Bulimie – wenn Essen Angst macht

Das antike Rom steht heute auch für Dekadenz, fröhliche Zechgelage und vor allem für ausufernde Fressorgien. Bei diesen opulenten Essen hat niemand auf die Kalorien geachtet und wenn sich ein Sättigungsgefühl eingestellt hat, dann wussten die Römer sich zu helfen: Sie haben sich erbrochen und anschließend weiter gegessen. Heute nennt sich dieses , es gehört zu den Essstörungen und ist eine psychische Erkrankung. Aber das Essverhalten im alten Rom und die Essstörung von heute unterscheidet noch etwas: Den Römern waren Heißhungerattacken fremd, diejenigen, die unter Bulimie leiden, kennen sie und müssen , damit umzugehen.

Die große Angst zuzunehmen

Die große Angst derjenigen, die an erkrankt sind, ist die Befürchtung, an Gewicht zuzunehmen. Besonders groß ist diese Angst nach einer Heißhungerattacke, bei der die Betroffenen die Nahrung wahllos in sich hineinstopfen. Um das schlechte Gewissen zu beruhigen, wird das eben Gegessene wieder erbrochen. Aus dem übermäßigen Essen und dem anschließenden Erbrechen wird schnell ein Teufelskreis, aus dem sich nur sehr wenige Betroffene alleine wieder befreien können. Das Verhalten der , die unter Bulimie leiden, ist widersprüchlich. Auf der einen Seite achten sie penibel genau darauf, was sie essen, auf der anderen Seite verlieren sie aber vollkommen die Kontrolle und essen alles, was sie finden können. In der kontrollierten Phase findet eine genaue Auswahl der statt. Die Betroffenen achten auf die Kalorienzahl, sie halten eine strenge ein und essen kaum noch normale Mahlzeiten. In der unkontrollierten Phase werden große Mengen von Nahrungsmitteln gegessen, die viele Kalorien haben.

Wen trifft Bulimie besonders häufig?

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Bulimie ist eine Frauenkrankheit, unter der hauptsächlich junge zwischen 18 und 30 Jahren leiden. Die meisten Betroffenen leben in den westlichen Industrienationen mit einem mehr als großen Angebot an Nahrungsmitteln. Im Kontrast dazu gelten durchtrainierte, sehr schlanke Menschen als besonders gesund und schick. In Deutschland leiden laut einer Statistik der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zwischen 0,7 und 1,3 Prozent der Bürger unter einer Bulimie.

Welche Symptome sind typisch?

Für Ausstehende lässt sich nur sehr schwer erkennen, ob es sich um Bulimie oder um Magersucht handelt. Rein äußerlich lässt sich Bulimie kaum erkennen, denn diejenigen, die darunter leiden, sind entweder normal gewichtig oder sie haben nur ein leichtes Untergewicht. Auch übergewichtige Bulimie-Kranke sind keine Seltenheit. Dieses paradoxe Verhalten findet in den meisten Fällen im Geheimen statt oder wird so geschickt verborgen, dass selbst der engste Familienkreis lange nichts merkt. Was allerdings auffällt, ist die Tatsache, dass sich Menschen, die unter Bulimie leiden, ständig mit dem Thema Essen beschäftigen. Sie achten zudem sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild, denn das ist für das Selbstwertgefühl sehr wichtig. Nicht selten beginnt eine Bulimie mit einer magersüchtigen Phase, selbst wenn Bulimie als eine eigenständige gilt.

Wo ist der Unterschied zur Magersucht?

Eindeutig trennen lassen sich Bulimie und Magersucht nicht. Bei beiden Krankheiten kreist das Denken der Betroffenen fast ausschließlich um das Thema Essen und die Sorge um das Gewicht. Der größte Unterschied ist jedoch, dass Menschen, die an einer Magersucht leiden, sich nicht oder nur sehr selten nach dem Essen erbrechen. Auch die Fressattacken sind Magersüchtigen fremd. Bulimie-Kranke wollen nicht immer um jeden Preis abnehmen, sie möchten aber auch nicht zunehmen. Diejenigen, die unter Magersucht leiden, wollen abnehmen und finden sich selbst dann noch zu dick, wenn sie bereits starkes Untergewicht haben.

Welche Kriterien sind für die Diagnose wichtig?

Wenn der Verdacht besteht, dass es sich um Bulimie handelt, dann entscheiden folgende Kriterien, ob der die Diagnose bestätigen kann:

  • Das Körpergewicht und die Figur sind für das Selbstwertgefühl extrem wichtig.
  • Die Heißhungerattacken und das anschließende Erbrechen hält seit mindestens drei Monaten an und tritt zweimal pro Woche auf.
  • Die Störung hat keinen Bezug zum typischen Verhalten bei Magersucht.
  • Das Verhalten dient nur dazu, das Gewicht zu halten, Abnehmen spielt eine eher sekundäre Rolle.

Die Behandlung

Ohne fachkundige Beratung und Hilfe ist es schwer, eine Bulimie zu überwinden. Die kann stationär, aber auch ambulant erfolgen. Das Ziel ist es unter anderem, zunächst kurzfristig eine Veränderung im Essverhalten zu erreichen. Auf lange Sicht müssen sich die Betroffenen mit der Ursache ihrer Krankheit auseinandersetzen und nach Wegen suchen, die Ursache zu bewältigen.

Fazit

Wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten, dann sind die Heilungschancen bei Bulimie gut. Wichtig ist es aber, dass die Betroffenen diese Hilfe auch annehmen.

Bild: @ depositphotos.com / piotr_marcinski

Bulimie – wenn Essen Angst macht

Ulrike Dietz

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