Fasten: Hilfreich oder gefährlich?

Von Fasten hat jeder schon einmal gehört. In der einen oder anderen Form. Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Fastens. Doch welche ist die Richtige für einen selbst? Und wo liegen vielleicht mögliche Gefahren? Durch das Fasten wird innere Stärke aufgebaut, das Leben entlastet und zudem auch Gewicht verloren. So heißt es zumindest Es muss aber jeder für sich entscheiden, ob das Fasten für ihn selbst geeignet ist oder nicht.

 

Formen des Fastens

Der Ursprung für die Fastenzeit liegt in der Religion und hatte nicht viel mit Annehmen zu tun. Es macht keinen Unterschied, ob bei den Christen, im Islam, bei den Juden, Buddhisten oder Hinduisten. Beim Fasten wird der Blick nach innen gerichtet, der Körper gereinigt und durch Verzicht neue Kraft und Disziplin wiedererlangt. Experten diskutieren heute über die verschiedenen Formen des Fastens und heißen nicht alle gut.

Für das Fasten gibt es verschiedene Formen:

  • Heilfasten nach Buchinger
  • Saftfasten
  • Intermittierendes Fasten / Intervallfasten
  • Basenfasten
  • Fasten nach F. X. Mayr
  • Detox
  • Daniel-Plan

 

Heilfasten nach Buchinger

Der deutsche Otto Buchinger(1878 bis 1966) unternahm 1919 einen Selbstversuch, um sich durch eine Fastenkur von seinen Rheuma-Schmerzen zu befreien. Nachfolgend beschäftigte er sich tiefergehend mit dem Thema. 1920 eröffnete er seine eigene Fasten-Klinik, 1935 veröffentlichte er sein Buch “Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden”. Er gilt seitdem als Begründer des Heilfastens. Sein Ansatz war den Körper einer Reinigung von Giftstoffen zu unterziehen und die Selbstheilungskräfte anzuregen. Buchinger führte in diesem Zusammenhang den Begriff “Entschlacken” ein. Es gibt bis heute keine wissenschaftliche Belegung für diesen Ausdruck. Mediziner sind der Ansicht, dass keine Ablagerung von Stoffwechselprodukten in einem gesunden menschlichen Organismus vorliegen. Ein gesunder Mensch scheidet regelmäßig Abfallprodukte und Giftstoffe aus, weshalb sie das Heilfasten nach Buchinger oft kritisieren. Wer sich für das Heilfasten entscheidet, sollte das immer unter Betreuung eines Arztes oder Heilpraktikers machen.

Ein bis drei Tage vor der eigentlichen Fastenzeit dienen der Entlastung. Hier wird nur leichte Kost wie Obst, gedünstetes und Reis oder Kartoffeln verzehrt. Dazu kommt viel trinken von ungefähr drei Liter pro Tag. Erlaubt sind Tee, Wasser, Säfte und Gemüsebrühe. oder Zigaretten müssen komplett gestrichen werden. Rund 500 Kalorien stehen pro Tag zur Verfügung.

Während der Fastentage selbst morgens Tee, mittags Gemüsesaft- oder brühe, abends Obst-, oder Gemüsesaft, Tee oder Gemüsebrühe. Alle Flüssigkeiten langsam löffeln und kauen. Jeden zweiten Tag die Darmentleerung mit Glaubersalz oder Einläufen unterstützen.

Nach dem Fasten richtig essen. Für drei Fastentage wird ein Aufbautag gerechnet. Am Abend vom letzten Fastentag wird ein Apfel gegessen. Am ersten Tag der Aufbautage mittags eine Gemüsesuppe. Langsames Essen und eine bewusste sollten nach dem Fasten so lange wie möglich aufrechterhalten werden.

Es handelt sich hierbei KEINESFALLS um eine Anleitung zum Fasten! Fasten sollte nur unter Aufsicht eines erfahrenen Arztes oder Heilpraktikers und nicht in Eigenregie durchgeführt werden.

Nach dem Fasten muss die Darmflora mit Probiotika wiederaufgebaut werden. Dabei helfen probiotische Milchsäurebakterien, die in Sauerkraut oder Brottrunk vorkommen. Sauerkraut und Brottrunk enthalten im Gegensatz zu probiotischen Joghurts oder Drinks natürliche hocheffektive Probiotika.

 

Saftfasten

Beim Saftfasten handelt es sich um eine mildere Form des Fastens, die sich oft leichter in den Alltag einbauen lässt. Pro Tag wird fünf- bis siebenmal ein Glas frisch gepresster Obst- oder Gemüsesaft konsumiert, insgesamt ca. ein bis eineinhalb Liter.

 

Intermittierendes Fasten / Intervallfasten

Die Veränderung des Essrhythmus ist hierbei entscheidend. Es ist nicht wichtig, ob es ein Fastentag oder eine Fastenwoche ist. Nach der 5:2 Methode würde bedeuten an zwei Tagen nur 500 Kalorien aufzunehmen, an den anderen Tagen aber dafür ganz normal zu Essen. Eine andere Aufteilung wäre 16:8. In acht Stunden kann regulär gegessen werden, die restliche Zeit des Tages aber wird verzichtet.

 

Basenfasten

Der Begriff führt etwas in die Irre. Es wird nicht auf Nahrungsaufnahme verzichtet. Es geht vielmehr darum den Säure-Basen-Haushalt im Körper optimal herzustellen. Hier bezieht sich das Fasten auf den kompletten Verzicht von , die eine saure Wirkung auf den Körper haben.

 

Fasten nach F. X. Mayr

Kräutertee, Gemüsebrühe und zweimal am Tag ein altbackenes Brötchen mit etwas Milch sind diese Form des Fastens. F. X. Mayr erlaubt also sogar Kohlenhydrate. Die schonende Reinigung des Darmtraktes mit Einläufen und Spülungen ist bei dieser Fastenkur Kernbestandteil.

 

Detox

Streng gesehen ist Detox kein Verzicht. Es bedeutet vielmehr . Schadstoffe und Gifte sollen durch eine gesunde Ernährung, Entspannungsübungen und Bäder gebunden und ausgeschieden werden. Dabei werden viele Obst- und Gemüsesäfte eingesetzt.

 

Daniel-Plan

Die Form der Fastenkur wird aus dem Buch Daniel aus dem Alten Testament abgeleitet. Daniel und seine Freunde haben zehn Tage lang Versuchungen durch Fleisch und Wein widerstanden und sich nur von Wasser, Obst und Gemüse ernährt. Gegenüber denen, die am königlichen Buffet geschlemmt haben, fühlten sie sich deutlich gesünder.

 

Das macht Fasten mit dem Körper

Der Körper verwertet beim Fasten zunächst Zucker als Energielieferant. Dieser liegt in der Speicherform Glykogen in Leber und Muskeln vor. Nach 24 Stunden sind die Reserven aufgebraucht, daher greift der Körper auf andere Vorräte zurück, aus denen er sich die Energie holt. Nur leider greift er dabei nicht auf die unliebsamen Fettpolster zu. Beim Fasten werden auch Eiweiß aus Muskeln und Organen abgebaut. Wie Prof. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München erklärt, büßen alle Organe beim Fasten etwas an Größe ein. Langes und extremes Fasten kann sogar einen gefährlichen Abbau des Herzmuskels riskieren.

Der Körper schaltet beim Fasten in eine Art Notbetrieb, er verbraucht weniger Energie. Durch die lahmgelegte Verdauung, das langsamere Schlagen des Herzens und das Sinken des Blutdrucks kommt es bei einigen Fastenden zu Kreislaufproblemen. Schrumpfen die Muskeln, sinkt der Energiebedarf. Das Gehirn allerdings hungert beim Fasten nicht. Das hängt mit dem evolutionären Erbe zusammen. Beim Jagen wäre der Geist träge bei Hunger, die Chance Beute zu erlegen gering. Von der Evolution gibt es auch dafür eine Lösung. Wird kein Zucker zugeführt, nimmt das Gehirn einen anderen Treibstoff. Er greift auf sogenannte Ketonkörper zurück. Sie entstehen in der Leber beim Abbau von . Viele Fastende kennen die hässliche Nebenwirkung: fieser Mundgeruch.

 

Stress für den Körper

Zu Beginn fühlen Fastende oft ein Unwohlsein, Nervosität und manchmal sogar Aggressivität. Die Gefühle verschwinden allerdings auch bald wieder, wenn das Fasten freiwillig erfolgt. Wird es allerdings aufgezwungen, führt es zu Dauerstress. Hier wird eine hormonelle Kettenreaktion in Gang gesetzt, die zur Bildung von viel Kortisol führt. Der Stresspegel wird durch dieses hochgehalten. Der Hungernde soll vor dem Schwinden seiner handeln. Oft haben freiwillig und in gesundem Maß Fastende gute Laune. Das liegt an dem Stimmungsaufheller Serotonin, das im Gehirn beim Fasten gebildet wird.

 

Darf jeder fasten?

Es kann im Prinzip jeder gesunde Erwachsene fasten, aber es gibt auch Risikogruppen. Schwangere sollten beispielsweise nicht Basenfasten. Das Fettgewebe setzt Giftstoffe frei, die auf den Fötus übergehen können. Auf Fasten verzichten sollten depressive Menschen, genauso wie Menschen mit einer ernsten Erkrankung. In jedem Fall sollte vor jedem Fasten immer ein Arzt zu Rate gezogen werden.

 

Risiken

Der Muskelabbau ist eine typische Begleiterscheinung wie mittlerweile immer mehr belegt wird. Der Körper kann selbst keine herstellen, Eiweiß ist daher ein wichtiger Lieferant, der beim Fasten aber entzogen wird. Der Körper muss also die Bausteine da wegnehmen wo sie vorhanden sind, wenn er sie nicht mehr zugeführt bekommt. Das sind eben die Muskeln. Wer bei Fastenkuren auch noch intensiv Sport treibt, steigert den Muskelabbau zudem. Bei Eiweiß-Substitution gefastet, bleibt der Muskelabbau aus.

 

Fazit

Das Fasten an sich kann eine gute Sache sein. Wer Fasten möchte, sollte auf jeden Fall einen Arzt oder Heilpraktiker konsultieren. Fasten muss immer im richtigen Maß und freiwillig erfolgen, dann hat es durchaus positive Auswirkungen. Ein Arzt wählt die richtige Taktik und Form für die Fastenkur. In vielen Fällen kann aber auch schon die Umstellung auf eine gesunde und bewusste Ernährung und den Verzicht von manchen Lebensmitteln und Genussstoffen eine positive Wirkung haben, so dass sich der Mensch besser fühlt.

 

Bildquelle: © rh2010 / AdobeStock

Fasten: Hilfreich oder gefährlich?

Silke Reininger
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