Die Blutwäsche oder Apherese ist seit Corona wieder häufiger in den Schlagzeilen zu finden. Viele Menschen kennen Blutwäsche nur im Zusammenhang mit einer Dialyse bei Nierenerkrankungen, aber jetzt ist dieses Verfahren auch als Hilfe bei Long Covid im Gespräch. Ist die Hilfe durch Blutwäsche zu empfehlen oder ist diese Behandlung fragwürdig? Angeblich wurde damit schon vielen Menschen geholfen.
Ein unseriöses Heilversprechen?
Eine Dokumentation in der ARD hat jetzt für viel Gesprächsstoff gesorgt. Kann die Hilfe durch Blutwäsche von den Covid-Folgen befreien? Eine Ärztin im Fernsehen behauptete, es wäre ein großer Erfolg, Fachleute warnen allerdings vor der vermeintlichen Hilfe durch Blutwäsche. Für sie ist das Ganze nichts weiter als ein unseriöses Heilversprechen und reine Geschäftemacherei. Die extrem hohen Kosten, meist einige Tausend Euro, müssen die Patienten aus eigener Tasche bezahlen. Wissenschaftliche Belege für die Hilfe durch Blutreinigung bei Long Covid gibt es bis heute jedoch nicht. Kritiker sprechen von einer fragwürdigen Therapie, bei der nur das Leid der Erkrankten ausgenutzt wird.
Was genau ist eine Blutwäsche?
Bei einer Apherese werden alle überzähligen Bestandteile des Blutes, wie bestimmte Eiweiße und alles, was den Körper krank macht, entfernt. Bei der Blutwäsche liegt der Patient ähnlich wie bei einer Blutspende auf einer Liege und das Blut fließt durch einen Schlauch aus der Armvene in einen Apparat. Dort wird es „gewaschen“ und fließt anschließend gereinigt wieder durch die Armvene in den Körper zurück. Es gibt unterschiedliche Arten der Blutwäsche, die bei der Dokumentation gezeigte war eine sogenannte Lipidapherese oder auch H.E.L.P-Apherese. Dabei wird normalerweise das schlechte Cholesterin, was für Gefäßverkalkungen zuständig ist, aus dem Körper gewaschen. Zudem werden dabei noch andere Stoffe wie Entzündungs- oder Gerinnungsfaktoren aus dem Blut entfernt.
Erfolgreich bei vielen Erkrankungen
Bei Long Covid fehlen noch die Beweise, ob es tatsächlich eine Hilfe durch Blutwäsche gibt. Bei anderen Erkrankungen hingegen ist eine solche Blutwäsche erfolgreich. Dies ist beispielsweise bei schweren Stoffwechselstörungen der Fall, wenn bestimmte Blutfette weder durch Medikamente noch durch eine Diät gesenkt werden können. Menschen, die davon betroffen sind, haben nicht selten schon mit 30 ihren ersten Herzinfarkt. Hier ist das Verfahren sehr aufwendig, denn die Patienten müssen ihr Leben lang einmal in der Woche zur Blutwäsche. Aktuell laufen aber Studien zu Medikamenten, die die Blutwäsche vielleicht in Zukunft nicht mehr notwendig machen.
Lebensrettend bei Transplantationen
Wird ein Organ transplantiert, dann ist eine Blutwäsche notwendig, wenn bei Spender und Empfänger die Blutgruppe und die Gewebeverträglichkeitsmerkmale nicht übereinstimmen. So kann ein Empfänger, der die Blutgruppe A hat, die Niere eines Spenders mit der Blutgruppe B bekommen. Bei der Blutwäsche werden die Antikörper aus dem Blut gewaschen, die sich gegen die andere Blutgruppe wehren würden.
Fazit zur Hilfe durch Blutwäsche
Blutwäsche kommt zudem bei neurologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose zum Einsatz. Bei einer autoimmunen Erkrankung wie MS greift das körpereigene Immunsystem die Nerven an und beschädigt sie. Um das Immunsystem zu bremsen, bekommen die Patienten hoch dosiertes Cortison. So lassen sich ganz schwere Schübe bei MS vermeiden, bei denen die Betroffenen auf die Medikamente nicht mehr ansprechen. Hier werden ebenfalls die Antikörper aus dem Körper gespült. Bei all diesen Erkrankungen ist eine Blutwäsche eine große Hilfe, bei Patienten mit Long Covid aber offensichtlich nicht.
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