Protest der Apotheken – worum geht es?

Protest der Apotheken – worum geht es?

Wer am 14. Juni Hustenbonbons kaufen oder ein Rezept einlösen wollte, hatte Pech, denn der Protest der Apotheken sorgte für einen bundesweiten Streik. Warum streiken die Apotheker überhaupt? Sie kämpfen zum einen für weniger Bürokratie und zum anderen für mehr Geld. In Berlin wurde der Protest der Apotheken sogar auf die Straße getragen. Dort sind die Apotheker um 12:00 Uhr in Richtung Bundeswirtschaftsministerium marschiert.

Apotheken leiden unter „Sparwahn“

Was die Apotheker streiken lässt, ist der von Politik und Krankenkassen betriebene „Sparwahn“. Eigentlich sollten Politik und Kassen dafür sorgen, dass eine flächendeckende Versorgung mit Medikamenten vor Ort gewährleistet wird, stattdessen wird nur destabilisiert und geschwächt, so die Apothekenverbände. Die Apotheken leiden unter ständigen Lieferengpässen, unter Personalnot, vor allem aber unter einer jahrelangen Unterfinanzierung der Apotheken vor Ort. Die Regierung hat in ihren Gesetzesvorgaben die Probleme der Apotheken immer wieder übergangen und damit die Versorgung mit Arzneimitteln weiter destabilisiert. Der Protest der Apotheken will jetzt darauf aufmerksam machen.

Keine Honoraranpassung

Die Kosten steigen ebenso wie die Inflation, trotzdem gab es für die Apotheken in Deutschland keine Honoraranpassung. Der Protest der Apotheken ist daher auch eine Forderung nach einer Anhebung des Honorars. Inzwischen ist die Zahl der stationären Apotheken unter 18.000 gesunken und sie sinkt weiter. Ende März gab es nur noch 17.939 Apotheken in Deutschland, ein historischer Tiefstand, den es zuletzt vor 40 Jahren gab. Dies gilt für die sogenannten Hauptapotheken und die Filialen, von denen Apotheken nur bis zu drei haben dürfen.

Die Reaktion der Politik

Mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) können die Apotheker nicht rechnen, denn Lauterbach hat höheren Vergütungen eine klare Absage erteilt. Er habe aber Verständnis, ließ der Minister mitteilen. Da es keine zusätzlichen Mittel aus dem Haushalt gibt und zudem die Beiträge für die gesetzlichen Krankenkassen steigen, gäbe es aktuell leider keinen Spielraum mehr. Der Koalitionspartner FDP sieht das anders. So sagte der Gesundheitspolitiker Lars Lindemann: Wenn der finanzielle Spielraum nicht mehr zulasse, müssten eben die Rahmenbedingungen geändert werden. Die Apotheken kommen auch mit weniger Bürokratie aus, sie brauchen mehr Flexibilität und vor allen Dingen mehr Sicherheit bei der Planung.

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Welche Forderungen gibt es?

Unter anderem wollen die Apotheken eine Erhöhung der Fixpauschale von 8,35 Euro auf zwölf Euro für jedes rezeptpflichtige Medikament. In diesem Bereich hat sich seit zehn Jahren nichts mehr getan. Die Pauschale muss zudem an die jeweilige Kostenentwicklung angepasst werden. Außerdem wünschen sich die Apothekerinnen und Apotheker eine zusätzliche Pauschale, damit sie das Angebot auf der Verkaufsfläche absichern können. Ein Thema ist zudem der Extra-Aufwand bei Medikamenten, die nicht lieferbar sind. Hier soll es für jeden Austausch 21 Euro geben.

Fazit zum Protest der Apotheken

17 neu eröffneten Apotheken stehen im Schnitt 146 Schließungen gegenüber und der Trend geht weiter in diese Richtung. Vor allem in den kleinen Städten ist der Apothekenschwund deutlich zu spüren. In Deutschlands Apotheken arbeiten momentan 159.352 Menschen, die 1,4 Milliarden rezeptpflichtige und rezeptfreie Medikamente an Patienten ausgegeben haben. Der Gesamtumsatz der Apotheken in Deutschland beläuft sich auf rund 65 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn vor Steuern beläuft sich in einer durchschnittlichen Apotheke auf 162.890 Euro. Dazu kommt noch, dass in diesem Jahr eine deutliche Mehrbelastung von 10.000 Euro für höhere Tariflöhne ausgegeben werden muss.

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Ulrike Dietz