Ist Abhärtung eine Hilfe für das Immunsystem?

Während andere nur mit Badehose oder Badeanzug bekleidet in einen eiskalten See steigen, frieren viele Menschen schon beim Zusehen. Eisbaden soll eine Hilfe für das Immunsystem sein, ebenso wie das Joggen in kurzer Hose und T-Shirt durch den Winterwald. Viele schwören auf diese harte Tour, um sich vor Infekten zu schützen, aber sind diese Methoden wirklich als Hilfe für das Immunsystem geeignet?

Kälte wirkt positiv auf den Körper

Der Naturwissenschaftler Georg Kunitz schuf im 18. Jahrhundert den Begriff der „Leibes-Abhärtung“. Er verstand darunter die „Gewöhnung des Körpers, den Eindrücken der Witterung und anderen Beschwerden widerstehen zu können“. Kunitz empfahl kalte Güsse und kalte Duschen, sowie den Besuch der Sauna und das Barfußlaufen im Schnee. Ein Jahrhundert später hat der Badearzt und Pfarrer Sebastian Kneipp diese Idee aufgegriffen und seinen Patienten empfohlen. Die Kältereize, so Kneipp, trainieren die Blutgefäße und die Temperaturregelung im Körper funktioniert besser. Auf diese Weise wird man unempfindlicher gegen Kälte, fühlt sich fitter und friert nicht mehr so schnell.

Wie sinnvoll ist Eisbaden?

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Kann Eisbaden tatsächlich eine Hilfe für das Immunsystem sein? Geeignet ist der Badespaß bei Minustemperaturen nur für Menschen, die einen stabilen Kreislauf, ein gesundes und keine der Blutgefäße haben. Wer noch nie im eiskalten Wasser gebadet hat, sollte sich sehr langsam an die eisigen Temperaturen herantasten. Trainiert werden kann entweder mit Wechselduschen oder mit den klassischen Anwendungen nach Kneipp. So wird der Körper langsam an den Kältereiz gewöhnt. Ins kalte Wasser zu springen, ist falsch, besser ist es, langsam hineinzugehen. Das Bad sollte zudem nur wenige Minuten dauern und man sollte nie allein sein.

Barfuß durch Schnee und Eis

Barfußlaufen im Schnee oder auf frischem Tau ist eine bekannte und altbewährte Hilfe für das Immunsystem, die auf Pfarrer Kneipp zurückgeht. Dabei werden die Abwehrkräfte gestärkt und der Kreislauf in Schwung gebracht. Das Effektive an diesen Maßnahmen ist, dass sie die Durchblutung fördern und auch den Schleimhäuten helfen. Die Erkältungsviren können danach nicht mehr so schnell in und Rachen gelangen, um dort anzudocken. Die verstärkte Durchblutung hat außerdem eine erfrischende Wirkung und schützt vor allzu schneller körperlicher und geistiger Ermüdung. Länger als fünf Minuten sollte das Schnee- und Tautreten jedoch nicht dauern, Ungeübte sollten sich sogar auf wenige Sekunden beschränken.

Ist Joggen im Winter gesund?

Wenn ein Sportler bereits abgehärtet ist, kann er seine Jogging-Runden auch im Winter drehen, allerdings nur bei milden Temperaturen. Kurze Hosen und Shirts sind allerdings keine gute Wahl, denn das steigert die Gefahr von Verletzungen der Bänder, Sehnen und Gelenke. Bei eisiger Kälte ist Joggen keine so gute Idee, nicht einmal für routinierte Läufer, die keine Vorerkrankungen haben.

Fazit

Keiner muss unbedingt bei eisigen Temperaturen joggen gehen, hier kann ein Spaziergang den gleichen abhärtenden Effekt haben. Grundsätzlich gilt, im Winter ist eine gute Sache, da das ausgeschüttete Adrenalin das Immunsystem stärkt und es weniger anfällig für Infekte macht. Die Abwehrzellen vermehren sich beim winterlichen Schwimmen oder Laufen, aber übertreiben sollten es die Sportler nicht. Nach einer intensiven Belastung kann es zu einem unerwünschten Effekt kommen, der das Abwehrsystem kurzzeitig schwächt. Bakterien und Viren haben dann natürlich leichtes Spiel.

Bild: © Depositphotos.com / gwolters

Ist Abhärtung eine Hilfe für das Immunsystem?

Ulrike Dietz

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