Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, haben eine schlechte Lebensqualität und sind in viele Dingen des täglichen Lebens stark beeinträchtigt. Das, was meist mit akuten Schmerzen infolge eines Unfalls oder einer Krankheit begonnen hat, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer eigenständigen Krankheit. Die Betroffenen stehen vor der Entscheidung, die Schmerzen auszuhalten oder etwas gegen sie zu unternehmen. Wie werden chronische Schmerzen behandelt und welche Wege können Ärzte gehen, ihren Patienten das Leben leichter zu machen?
Die Definition von chronischen Schmerzen
Der Arzt definiert den Begriff chronische Schmerzen immer dann, wenn der Patient länger als sechs Monate Schmerzen verspürt, die entweder dauernd vorhanden sind oder die immer wiederkehren. Es handelt sich aber auch um chronische Schmerzen, wenn der Patient in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist und seine Stimmung sowie sein Denken durch die Schmerzen negativ beeinflusst werden. Im Unterschied zu akuten Schmerzen versenden chronische Schmerzen keine sinnvollen Alarmsignale mehr, die auf eine Erkrankung oder eine Schädigung des Körpers hindeuten. Es handelt sich vielmehr um eine eigenständige Schmerzerkrankung, für die es aber keine erkennbaren Ursachen mehr gibt. Chronische Schmerzen treten meist mit begleitenden Symptomen wie Schlaflosigkeit, einem Mangel an Appetit, depressiven Verstimmungen und einer gesteigerten Reizbarkeit bis zur Aggressivität auf. Bedingt durch die ständigen Schmerzen leiden in besonderen Maße der Alltag, der Beruf und auch das private Leben.
Welche Erkrankungen lösen chronischen Schmerzen aus?
Chronische Schmerzen sind immer die „Begleiter“ einer körperlichen Störung. Dazu gehören die „normalen“ Schmerzen, aber auch Schmerzen, die eine Krankheit wie beispielsweise Rheuma, Arthrose oder Osteoporose begleiten. Chronische Schmerzen können zudem Phantomschmerzen nach einer Amputation sein oder sie entstehen aus einem sogenannten regionalen Schmerzsyndrom. Dabei handelt es sich um regional begrenzte Schmerzen, die sehr heftig und lang anhaltend sind. Schädigungen im Gewebe können chronische Schmerzen auslösen, was unter anderem bei einem Bandscheibenvorfall, aber auch bei einer Verletzung der Lendenwirbelsäule der Fall ist. Aus Kopfschmerzen kann sowohl eine chronische Migräne entstehen, möglich sind auch Muskelschmerzen sowie chronische Schmerzen in den Gelenken und Muskeln. Tumorschmerzen sind häufig chronisch, aber auch eine psychische Belastungsstörung kann ständige Schmerzen auslösen.
Welche Risikofaktoren sind möglich?
Es gibt einige sehr unterschiedliche Faktoren, die ein chronisches Schmerzsyndrom begünstigen. Dazu gehören unter anderem eine stetige psychovegetative Spannung, das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen. Wer Depressionen und Angst in der Vorgeschichte hat, ist anfälliger für chronische Schmerzen. Das gilt auch bei Stress- und Schmerzerfahrungen in der Kindheit und wenn es bereits schmerzkranke Familienangehörige gibt, dann stellt auch das einen Risikofaktor dar. Alle, die dauernd die Grenzen ihrer mentalen und körperlichen Belastbarkeit überschreiten, sind ebenfalls gefährdet. Das Angst-Vermeidung-Syndrom ist ein wichtiger Faktor. Aus Angst vor noch stärkeren Schmerzen vermeiden die Betroffenen bestimmte Bewegungen und schließlich jede körperliche Aktivität. Eine nur unzureichende Behandlung von Schmerzen in der Vergangenheit oder das Vermeiden über die Schmerzen zu sprechen, begünstigt das chronische Schmerzsyndrom.
Wann ist ein Arztbesuch ratsam?
Jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben einmal Schmerzen, die heftig sind und die vielleicht auch länger anhalten. Es gibt jedoch einige Merkmale, die auf chronische Schmerzen hindeuten. Zu diesen Merkmalen gehören unter anderem:
- Schmerzen, die lange anhalten, die wiederkehren und für die es keine klare Ursache gibt.
- Schmerzen, die immer schlimmer werden.
- Die Schmerzen haben Begleitsymptome, wie vielleicht ein Taubheitsgefühl in den Beinen bei Rückenschmerzen.
- Die Lebensqualität und das alltägliche Leben sind durch die ständigen Schmerzen stark beeinträchtigt.
Wer diese Merkmale an sich beobachtet, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen und mit ihm über eine geeignete Therapie sprechen. Die beste Anlaufstelle für die Behandlung von chronischen Schmerzen ist ein Schmerzmediziner. Diese Spezialisten gibt es überall in Deutschland, sie haben entweder eine eigene Praxis oder sie behandeln ihre Patienten in einer Klinik. Schmerzmediziner sind nicht selten erfahrene Anästhesisten, also Narkoseärzte. Aber es gibt auch die Möglichkeit, eine Facharztausbildung zu machen, die sechs Jahre dauert. Die meisten Hausärzte haben Listen mit Schmerzspezialisten, die in der Nähe praktizieren oder wissen, an welchem Krankenhaus ein Facharzt für Schmerzen arbeitet.
Welche Therapien kommen infrage?
Die Schulmedizin kennt unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, um Schmerzen zu behandeln. Welche Therapieform infrage kommt, darüber entscheidet zum einen die Intensität und zum anderen die Art der Schmerzen. Medikamente sind eine Möglichkeit, physikalische Behandlungen wie Massagen, Kälte- und Wärmebehandlungen sowie Wasseranwendungen sind eine andere Option. Der Arzt kann eine Bewegungstherapie verordnen, wie zum Beispiel ein festes Sportprogramm oder auch Krankengymnastik und zu einer alternativen Behandlung wie Akupunktur raten. Möglich ist zudem eine sogenannte TENS-Therapie, eine Stimulation der Nerven.
Was können die Patienten selbst tun?
Mit ständigen Schmerzen zu leben, ist nicht einfach und viele Schmerzpatienten sind daher verzweifelt und mutlos. Chronische Schmerzen bedeuten Dauerstress, zusammen mit Angst und auch einer Menge Frustration. Die vielen negativen Emotionen wirken sich verstärkend auf die Schmerzen aus und es ist nicht leicht, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Das kann zum Beispiel mit Entspannungsübungen wie autogenem Training, Yoga und Meditation gelingen. Bewährt haben sich auch die progressive Muskelentspannung und das Achtsamkeitstraining. Diese Übungen beeinflussen die Schmerzwahrnehmung, sie unterstützen die Bewältigung der Schmerzen und sie schieben dazu auch noch die Selbstheilungskräfte des Körpers an.
Beliebte Therapien
Viele, die unter chronischen Schmerzen leiden, setzen auf sogenannte komplementäre Therapieverfahren wie Akupunktur und Akupressur. Möglich sind aber auch Osteopathie, eine Magnettherapie oder eine Reflextherapie. Vielfach übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine solche Therapie, wenn beispielsweise eine medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Schmerzpatienten, die einen neuen Weg gehen möchten, sollten sich bei ihrer Krankenkasse melden und dann einen passenden Therapeuten suchen. Vor allem bei chronischen Kopfschmerzen, aber auch bei Rückenschmerzen haben sich die komplementären Therapieverfahren bewährt.
Fazit
Alle, die schon einmal Kopfschmerzen hatten oder sich im Rahmen einer Erkältung mit Halsschmerzen herumplagen müssen, wissen, wie unangenehm Schmerzen sind. Schmerzen, die nur vorübergehend sind, lassen sich noch ertragen, aber der Gedanke daran, dass der Schmerz nicht wieder verschwindet, ist eine Qual. Manche Schmerzpatienten haben oftmals eine wahre Odyssee hinter sich, bis sie die passende Therapie für ihre chronischen Schmerzen gefunden haben. Schmerzpatienten müssen flexibel und bereit sein, auch einmal ungewöhnliche Wege zu gehen, denn so vielseitig wie die Schmerzen selbst, sind auch die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und Therapien.
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