Wenn die kalte Jahreszeit kommt, werden viele Menschen wieder ihr eigener Arzt. Sie kaufen das Spray für die vom Schnupfen verstopfte Nase, die Tabletten gegen Kopfschmerzen und das Erkältungsmittel, das sich um Fieber und Gliederschmerzen kümmert. Diese Art der Selbstmedikation ist beliebt, aber sie ist nicht ganz ungefährlich. Kaum jemand fragt den Arzt oder den Apotheker nach möglichen Nebenwirkungen und für die meisten Menschen ist auch der viel zu lange Beipackzettel uninteressant.
Die Apotheker sind gefragt
Wenn der Arzt außen vor ist, sind die Apotheker in der Pflicht, die Kunden über Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten aufzuklären. Das sieht auch der Apothekerverband so, allerdings wird die Rolle des Vermittlers im Zeitalter des Internets immer schwerer. Viele Menschen bestellen ihre Medikamente im Netz und da fällt es schwer, zwischen wirksamen Arzneimitteln und Quacksalberei zu unterscheiden. Besonders im Fokus stehen dabei Schmerzmittel. Sie stehen in der Hitliste der rezeptfreien Medikamente ganz weit oben und werden immer öfter gekauft, ohne dass der Hausarzt darüber Bescheid weiß. Sind die Schmerzen chronisch, dann ist das eine kritische Situation, denn dauerhafter Schmerz verändert die Wesensart eines Menschen.
Ein lukratives Geschäft
Das Geschäft mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten boomt, rund 50,- Euro gibt jeder Deutsche jedes Jahr für seine Selbstmedikation aus. Ein Drittel dieser Medikamente, die in der Apotheke vor Ort über den Ladentisch gehen, sind rezeptfrei und diese Mittel sind es, mit denen die Pharmakonzerne sehr viel Geld verdienen. Die Tendenz zur Selbstmedikation steigt, vor allem deshalb, weil die Pharmafirmen immer etwas Neues auf den Markt bringen. Neben dem demografischen Wandel spült auch das zunehmende Problem übergewichtiger Menschen den Unternehmen immer mehr Geld in die Kasse.
Die Krankenkassen sind zufrieden
Aus der Sicht der Krankenkassen ist es nicht unerfreulich, dass die Apotheker mehr Aufgaben haben. Sie sehen die steigende Bedeutung der Selbstmedikation nicht so kritisch, denn die Kassen müssen nicht für die Medikamente bezahlen. Dass der Trend zu rezeptfreien Mitteln auch Gefahren birgt, ist den Krankenkassen natürlich bekannt. Sie appellieren daher an die Apotheker, die Kunden ausführlich über die unerwünschten Nebenwirkungen aufzuklären. Einer neuen Studie zufolge lesen nur acht Prozent den Beipackzettel, 42 Prozent vertrauen ihrem Apotheker und nur 23 Prozent fragen ihren Arzt, bevor sie ein rezeptfreies Medikament kaufen.
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