Wie gut sind Abnehmprodukte wirklich?

Abnehmprodukte

Viele Menschen leiden unter ihrem Übergewicht und möchten gerne abnehmen. Bei manchen muss es auch gar nicht so viel sein, aber wenigstens ein paar Kilo. Die eigene Figur frustriert eher und der Bikini passt nicht mehr. Der Bauch über der Badehose ist ebenso nicht wirklich dekorativ. Der Strohhalm an Wundermitteln zum Abnehmen ist da für viele eine willkommene Möglichkeit. Während die einen dickflüssige Shakes zusammenrühren, nehmen andere teure Fettweg-Pillen und wieder andere zählen Kohlenhydrate. Es ist nicht einfach zusagen, was wirklich hilft, bis auf eine Ausnahme.

 

Abnehmen kann doch so einfach sein

Oder etwa doch nicht? Einfach eine Pille schlucken oder ein Pulver einrühren. Einfacher geht es doch wirklich nicht, wie die Werbung den Verbrauchern weiß machen möchte. Es ist aber in der Wirklichkeit nicht so leicht. Und wer schon etliche Diäten hinter sich hat, der weiß, wie schwer es wirklich ist. Was hilft denn aber wirklich beim Abnehmen? Können Abnehmprodukte tatsächlich helfen oder belasten sie nur unnütz das Budget? Oder sind sie am Ende sogar gefährlich?

Die sogenannten Formula Produkte machen den wohl größten Teil der Abnehmprodukte am Markt aus. Die Pulver werden in oder Milch gerührt und statt einer oder mehrerer Mahlzeiten am Tag eingenommen. Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg weiß: „viele haben aber von diesen Trinkdiäten schnell genug“. Der Genuss fehlt einfach völlig. Dazu kommen die übertriebenen Werbeversprechen. Besonders ein Problem ist gegeben, wenn nur einzelne Mahlzeiten durch das Getränk ersetzt werden. Dadurch wird bei den anderen Mahlzeiten oder zwischendurch automatisch mehr gegessen. Damit hat der Drink so gut wie gar keinen Effekt.

 

Drinks als Starthilfe

„Für stark Übergewichtige können die Formula Produkte eine Art Starthilfe darstellen. Der Vorteil an den Getränken ist, dass die Betroffenen genau wissen, welche Kalorienmenge sie aufnehmen“, wie der Diätassistent und Leiter des Ernährungsteams an der Uniklinik Leipzig Lars Selig ergänzt. In den Produkten sind zudem meist alle wichtigen Vitamine enthalten. Auch Selig ist der Meinung, dass die Trinkdiäten nur funktionieren, wenn sie ganz exakt durchgeführt werden. „Es funktioniert unter ärztlicher Aufsicht, wenn man nichts isst, sondern nur drei bis fünf Drinks – je nach Sorte – am Tag trinkt. Und das für sieben bis Tage“, wie Selig sagt. Anschließend wird erst eine Mahlzeit wieder normal gegessen und langsam gesteigert. Das kann bei Menschen hilfreich sein, die sehr viel abnehmen möchten oder wenn sich nach ersten Erfolgen eine frustrierende Durststrecke einstellt.

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Ernährungsumstellung

„Das funktioniert kurzfristig, schließlich stellt man die Ernährung komplett um – dann muss man aber grundsätzlich an seiner Ernährung drehen“, sagt Professor Andreas Fritsche vom Lehrstuhl für Ernährungsmedizin und Prävention am Universitätsklinikum Tübingen. „Eigentlich sind alle Diäten, die auf Mangel oder Beschränkungen basieren, abzulehnen oder sogar gefährlich.“ Durch den kompletten Verzicht auf Kalorien, kommt der in einen Notstand. Das führt zu einer Alarmstimmung, die die Stresshormone ansteigen lässt.

Jede stark einschränkende Diät lässt den Energiestoffwechsel sinken. Der Körper versucht daher die Vorräte mit aller Macht zu halten. Das macht das Abnehmen doppelt so schwer. Der Körper passt sich dem sogar an. Umso mehr Diäten gemacht werden, desto weniger wirken sie. Wurden beispielsweise Abnehm-Versuche in der Pubertät gestartet, es kam zum Jojo-Effekt und dann die nächste Diät, wird der mitunter so sehr in die Knie gezwungen, dass es kaum noch möglich ist abzunehmen.

Spezielle Pillen, die das Fett aus der Ernährung binden, sollen sehr erfolgreich sein, wie die Werbung verspricht. Laut den Herstellern wird das Fett wieder ausgeschieden und setzt sich nicht auf den Hüften ab. „Aber auch das kann kaum jemand länger durchhalten, weil man schlimme Fettdurchfälle davon bekommen kann“, sagt Selig. Dabei hält sich der Erfolg auch in Grenzen. Wer sich dennoch trotz der Nebenwirkungen für die Pillen entscheidet, verliert oft nur wenige Kilos. Es gibt wenig Mittel, bei denen die Wirksamkeit nachgewiesen ist. „Wirksamkeit bestätigt“, wie auf der Packung zu lesen ist, gilt nicht dem Abnehm-Effekt. Manche haben sogar so starke Nebenwirkungen, dass sie keinesfalls als Abnehmprodukt eingesetzt werden dürfen.

 

Mit der richtigen Strategie ist es gar nicht so schwer

Eigentlich ist es ganz logisch. Der Körper muss mehr verbrauchen, als er aufnimmt, dann nimmt er auch ab. Das ist allerdings ein Problem, wenn sich der Mensch gar nicht so bewusst ist, was er alles aufnimmt. Ein Anfang wäre ein klassisches Ernährungs-Tagebuch. Damit lassen sich die Probleme in der Ernährung aufdecken. Wer eine Woche ein Ernährungs-Tagebuch führt, kann das Abnehmen wirklich angehen. Darin muss aber wirklich alles notiert werden. Auch jedes Glas Limo oder jede . Es sollte dabei aber immer nur ein Problem nach dem nächsten angegriffen werden. Um so geringer die Veränderung ist, desto langfristiger und einfacher kann sie umgesetzt werden. Wer zum Beispiel jeden Tag im Büro die Packung Gummibärchen isst, nimmt stattdessen einen oder eine Birne. Alles andere bleibt wie es ist. Es dauert einige Wochen, bis sich der Körper daran gewöhnt hat. Dann kann das nächste Problem angegangen werden.

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Die Lebensgewohnheiten lassen sich nur ändern, wenn nach und nach die ungünstigen Lebensmittel mit hoher Kaloriendichte ausgetauscht werden. Dabei muss aber jeder für sich selbst herausfinden, was bei ihm selbst wirkt. Bei manchen kann eine genetische Grundlage bestehen, durch die eher eine fettreiche Ernährung oder vielleicht dick macht.

 

Sport in den Alltag einbauen

Beim Verbrauch ist es genauso. Die Ziele sollten nicht zu hochgesteckt werden. Besser ist es, die Bewegung im Alltag einzubauen. Mehr laufen heißt die Devise. Es sollten pro Tag mindestens fünf, noch besser wären zehn Kilometer gelaufen werden. Die Strecke ist für Durchschnittsbürger eher unwahrscheinlich, außer es ist die Strecke zur Arbeit, die gelaufen oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wird. Jede Möglichkeit zur zusätzlichen Bewegung ist gut. Statt dem Fahrstuhl sollten die Treppen genutzt werden. Das stehen lassen und hin und wieder zur Busstation laufen.

Wer wenig Zeit, aber eine relativ gute Grundfitness hat, kann ein hochintensives Intervalltraining, das HIIT , machen. Es muss nur zwei- bis dreimal pro Woche 20-30 Minuten durchgeführt werden. Kraft und werden trainiert, Körperfett abgebaut. Es braucht dafür kaum Geräte, die meisten Übungen funktionieren mit dem eigenen Körpergewicht. Auf diese Weise kann langsam und nachhaltig abgenommen werden. Und das sogar mit mehr als einem halben Kilo jede Woche.

Bildquelle: Pixabay

Silke Reininger
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