Kurkuma: Die umstrittene „Zauberknolle“

Auf exotischen Märkten ist dieses Gewürz allgegenwärtig: Kurkuma. Die auch als Gelbwurzel bezeichnete „Zauberknolle“ soll gegen viele Krankheiten und gesundheitliche Probleme wirksam sein. Darauf deutet auch die Bezeichnung „Gewürz des Lebens“ hin. Dabei ist Kurkuma keine Entdeckung der Neuzeit. Schon seit Tausenden von Jahren gilt das Gewürz in der ayurvedischen Medizin als Heilmittel. Hierzulande wird die Knolle allerdings häufiger in der Küche verwendet – und zwar in getrockneter und gemahlener Form als Bestandteil des Currypulvers, dem Kurkuma seine typische gelbe Farbe und das leicht bittere Aroma verleiht.

Schützt Curcumin vor Alzheimer?

Curcumin ist der Bestandteil des Gewürzes Kurkuma, der für die ockergelbe bis orange Tönung verantwortlich ist. Als Inhaltsstoff „E100“ wird das natürliche Färbemittel für Margarine, Wurstwaren oder Senf von den Lebensmittelherstellern verwendet. Verschiedene Wissenschaftler untersuchten die Substanz im Labor, weil ihr immer wieder gesundheitsfördernde und heilende Wirkung nachgesagt wird. Die veröffentlichten Ergebnisse decken Erstaunliches auf: Einigen Untersuchungen zufolge soll Kurkuma beziehungsweise das enthaltene Curcumin wirksam gegen Entzündungen sein, vor schützen, Beschwerden im Magen-Darm-Bereich abmildern, ja sogar (vorbeugend) gegen Krebs helfen.

Mit der medizinischen Wirksamkeit von Kurkuma beschäftigt sich unter anderem Professor Jan Frank (Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft, Universität Hohenheim). Er arbeitet mit Wissenschaftlern der Universitäten Kiel, Frankfurt und Jena zusammen. „In Laborversuchen habe Curcumin krebshemmende Eigenschaften gezeigt“, so Frank. Andere Experimente zeigten, dass der Pflanzenstoff dafür sorgt, dass bestimmte Eiweißkomplexe im Gehirn nicht abgelagert werden. Diese Eiweiße könnten möglicherweise an der Entstehung der Demenzkrankheit Alzheimer beteiligt sein, so die Experten. Diese Krankheit könnte also, so vermuten die Wissenschaftler, durch den medizinischen Einsatz von Curcumin zukünftig vielleicht gemildert werden. Klare Erkenntnisse gibt es dazu jedoch noch nicht.

Verdauungsförderndes Kurkuma

Im Reagenzglas wirkt Kurkuma anti-entzündlich, so die Forscher. Nachweislich und durch Feldversuche bestätigt, unterstützt das Gewürz jedoch wirksam die Verdauung. Dass seine , die ätherischen Öle sowie der Farbstoff Curcumin, die Leber anregen und die zu einer höheren Säureausschüttung bewegen, konnten die Forscher bereits belegen. Durch diesen Vorgang werden Nahrungsfette gebunden, was sich positiv auf die Fettverdauung auswirkt. werden gelindert, das lästige beseitigt.

Allheilmittel Kurkuma: Nur ein Traum oder doch ein Funken Wahrheit?

Diese Forschungsergebnisse könnten darauf hindeuten, dass Kurkuma eine wahre Zauberknolle sein müsse. Dem widerspricht jedoch der Ernährungswissenschaftler Frank. Er begründet seine Zurückhaltung damit, dass die bisherigen Ergebnisse zunächst nur in tierexperimentellen Studien und Laborversuchen erzielt wurden. Dies bedeutet noch lange nicht, dass ein ebenso beeindruckender Effekt beim zu erwarten ist. Hierzu müssen entsprechende Studien (Doppelblindstudien, mit Placebo und Wirkstoff) durchgeführt werden, welche die Heilwirkung von Kurkuma bzw. Curcumin beweisen. Lediglich bei Verdauungsstörungen wurde die Knolle bisher tatsächlich erfolgreich medizinisch genutzt.

Zwei weitere Probleme dämpfen zudem die Erwartungshaltung des Wissenschaftlers Frank. Weil Curcumin fast nicht wasserlöslich ist, kann es nur in geringer Menge über den Darm aufgenommen werden. Trinkt also ein Proband einen Gelbwurzeltee (Tee aus getrockneter Kurkuma-Wurzel), dann wird aus dem Sud wahrscheinlich zu wenig Curcumin herausgelöst, damit der einen echten gesundheitlichen Nutzen davon hat.

Fraglich ist zudem, ob Currypulver, in dem Kurkuma enthalten ist, mehr bewirken könne. Das Gewürz gelangt zwar mit dem Nahrungsfett in den Verdauungstrakt, wodurch die Curcumin-Aufnahme eventuell verbessert wird. Möglich ist aber auch, so der Wissenschaftler, dass sich die Inhaltsstoffe des Currys gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen. Der gelbe Pflanzenstoff wird von der Leber recht schnell wieder ausgeschieden. Deshalb müsste, sofern die Wirksamkeit der Pflanze nachgewiesen werden kann, eine Möglichkeit entwickelt werden, wie das Curcumin länger im Körper gehalten werden kann.

Fazit:

Leichte Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, wie Völlegefühl nach dem Essen oder ein Blähbauch,  können sich durchaus mit Kurkuma lindern lassen. Werden üppige Speisen mit Curry gewürzt, kann möglicherweise einem Druck oder leichten Bauchschmerz vorgebeugt werden.

Für den Beweis, dass Gelbwurzel vor Krebs oder Alzheimer schützt, müssen erst noch fundierte wissenschaftliche Studien durchgeführt werden. Ebenfalls stehen die Beweise für einen positiven Effekt bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen noch aus (z. B. Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn).

Die möglichen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. So sollte Kurkuma in Kapseln oder Dragees (höher konzentriert) erst nach einer Beratung durch den Arzt eingenommen werden. Menschen mit Gallensteinen sollten auf Kurkuma besser verzichten. Bei länger anhaltenden Beschwerden im Verdauungstrakt, starken oder immer wiederkehrenden muss ein Arzt aufgesucht werden, der die Ursachen abklärt und einen Behandlungsplan aufstellt. Möglicherweise empfiehlt er eine unterstützende mit Curcuminkapseln.

Bild: © Depositphotos.com / photorista

Kurkuma: Die umstrittene „Zauberknolle“

Maik Justus
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