Etwa zwischen dem 2. und 4. Tag nach der Geburt erlebt ihn jede Mutter, die stillen möchte: Den Milcheinschuss.
Die meisten Frauen, die ihr erstes Kind erwarten, fragen sich spätestens kurz vorm errechneten Entbindungstermin, ob das Stillen denn auch problemlos funktionieren wird. Grundsätzlich muss der Körper der Mutter nach der Entbindung erst auf alle Vorgänge, die beim Stillen vor sich gehen, einstellen. So erhält der Körper durch das Saugen des Babys an der Brust die Information, dass die Schwangerschaft zu Ende ist und jetzt das Kind ernährt werden muss.
Auch wenn der Milcheinschuss sich erst zwischen dem 2. bis 4. Tag nach der Geburt einstellt, ist das kein Grund zur Sorge, denn das Kind muss nicht auf Nahrung verzichten.
Die Entwicklung der Brust von der Schwangerschaft bis ins Wochenbett
Über einen Zeitraum von vielen Monaten verändert sich die Brust der werdenden Mutter. Dabei entwickeln oder verändern sich die verschiedensten Vorgänge im Körper. So sorgen vor allem die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron sowie zahlreiche andere Hormone für ein Wachstum der Brüste und eine optimale Vorbereitung der Brust auf die Stillzeit. In der Medizin spricht man von der so genannten Galaktogenese.
Etwa ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft sind Milchdrüsen, Milchgänge, Milchsäckchen und natürlich auch die Brustwarzen so entwickelt, dass bei einer Frühgeburt das Stillen möglich wäre. Für die Milchbildung ist das Hormon Prolaktin wichtig. Dieses wird in der Schwangerschaft durch den recht hohen Progesteron- und Östrogenspiegel noch gehemmt. Mit der Geburt fallen jedoch beide Hormonspiegel ab, wodurch Prolaktin seine Wirkung entfalten kann. Außerdem kommt es zur Ausschüttung von Oxytocin, welches für eine Erleichterung des Milchausstoßes sorgt. Es leitet dabei den Saugreiz an die Milchgänge weiter, welche sich dann zusammenziehen. Sowohl der Anblick und Geruch des Kindes, als auch das regelmäßige Saugen tragen zum so genannten Milchspendereflex bei der Mutter bei.
Der Milcheinschuss
Unmittelbar nach der Geburt wird das Baby bei der Mutter an die Brust angelegt. In ihr befindet sich das Kolostrum (Vormilch). Während der ersten Versuche des Stillens trinkt der Säugling diese Vormilch, welche von vielen Hebammen auch als Erstmilch bezeichnet wird. Das Kolostrum ist sehr reich an Nährstoffen, Kalorien, Antikörpern und Proteinen. In den ersten Lebenstagen wird der Säugling damit mit allen wichtigen Stoffen versorgt, die es braucht. Durch den Saugreflex wird zudem die Milchbildung angeregt.
Sofern das Baby regelmäßig angelegt wird und auch kräftig saugt, fließt etwa 2 bis 4 Tage nach der Entbindung mehr Milch. Dabei empfindet jede Frau den Milcheinschuss unterschiedlich stark.
So macht sich der Milcheinschuss bemerkbar
Frauen sind sich oft unsicher, ob die Milch bereits einschießt. Daran kann der Milcheinschuss erkannt werden:
- die Brüste nehmen spürbar an Umfang zu
- die Brüste werden spürbar schwerer
- Muttermilch tropft zeitweise auch unkontrolliert aus der Brust heraus, was jedoch kein Grund zur Sorge ist
Die regelmäßige Entleerung der Brüste durch den Säugling ist jetzt besonders wichtig. Gerade nach dem Stillen verspüren viele Frauen Erleichterung. Es kann aber bis zu 8 Wochen dauern, bis sich die Stillbeziehung zwischen Kind und Mutter eingepegelt hat.
Beim Stillen gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Je nachdem, wie oft und viel das Baby trinkt, wird auch Milch gebildet.
Etwa 10 Tage nach der Geburt ist die Muttermilch „ausgereift“ und besteht zu etwa 88 Prozent aus Wasser und 12 Prozent aus festen Bestandteilen. Die Zusammensetzung richtet sich ebenfalls nach den Bedürfnissen des Säuglings.
Probleme im Zusammenhang mit dem Milcheinschuss
Durch Schmerzmittel oder andere Medikamente, welche die Mutter während der Geburt erhalten hat, kann es beim Kind zu unterschiedlichen Auswirkungen wie Schläfrigkeit oder schlechtes Saugen kommen. Die Milchbildung wird dadurch natürlich nicht effektiv angeregt. Auch ein holpriger Beginn der Stillzeit können zu einem verspäteten Milcheinschuss führen (z. B. Trennung von Mutter und Kind aufgrund von ärztlichen Untersuchungen, Kaiserschnitt, falsches Anlegen und falsche Stilltechnik, Zufüttern, Stillen nach der Uhr, Ungeduld).
In einigen Fällen kommt es aber auch vor, dass der Milcheinschuss sehr heftig erfolgt. Die Brust ist dann sehr prall, das Baby kann die Brustwarze nicht richtig fassen. In diesem Fall ist es sinnvoll, vor dem Stillen etwas Milch mit der Hand auszustreichen und den Kind den Vorgang des Anlegens damit zu erleichtern.
Schmerzen beim Milcheinschuss
Unter Umständen kann es beim Milcheinschuss zu Schmerzen kommen. Hier kann es helfen, die Brust vor dem Stillen des Kindes etwas mit warmen Wickeln oder unter der Dusche zu wärmen. Kalte Auflagen sind dann nach dem Stillen gut, der Druck lässt nach und die Brüste können sich entspannen. Allgemein sind Ruhe und Entspannung vor allem in der ersten Zeit nach der Geburt sehr wichtig, so kann sich der Körper wesentlich leichter auf die neue Aufgabe einstellen.
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