Nahezu jeder Mensch hat es schon einmal erlebt: Man hat ein spezifisches Leiden, das der Hausarzt nicht behandeln kann und will sich an einen Facharzt wenden. Das ist alles kein Problem – bis es um die Terminvergabe. Die Wartezeiten beim Facharzt – sprich: Lungenarzt, Hautarzt, Augenarzt, Neurologe etc. – sind teils utopisch groß. Nicht selten müssen Patienten mehrere Wochen oder gar Monate warten, ehe eine Behandlung stattfindet. Dass diese Situation mehr als problematisch ist, dürfte jedem klar sein. Aber was kann man eigentlich unternehmen, um die Wartezeiten beim Facharzt zu verkürzen?
Langwierige Terminvergabe ist kein Einzelfall
Die immensen Wartezeiten beim Facharzt sind ein langläufiges Problem. Wurde bis vor einer Weile davon ausgegangen, dass es sich bei den betroffenen Patienten um Einzelfälle handelt, ist inzwischen auch Gesundheitsminister Grohe davon überzeugt, dass die Problematik flächendeckend ist. Aus diesem Grund wurde endlich gehandelt und ein entsprechendes Gesetz – das Versorgungsstärkungsgesetz – auf den Weg gebracht. Die langen Wartezeiten beim Facharzt sollen nun durch Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung verkürzt werden.
Servicestelle will den Wahnsinn der langen Wartezeiten beim Facharzt beenden
Wenn Sie von den Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung profitieren wollen, brauchen Sie zunächst einmal eine Überweisung vom Hausarzt zum entsprechenden Facharzt. Ohne dieses Schriftstück funktioniert der Service leider nicht.
Wenn Sie die Überweisung haben, können Sie bei der regionalen Stelle Ihrer Kassenärztlichen Vereinigung anrufen und sagen, bei welchem Facharzt Sie gern einen Termin haben wollen. Bei diesem ersten Gespräch müssen Sie eine bestimmte Codenummer nennen, die auf der Überweisung von Ihrem Hausarzt zu finden ist.
Nach spätestens einer Woche erhalten Sie einen Rückruf von der Kassenärztlichen Vereinigung. Der Mitarbeiter nennt Ihnen dann Ihren Termin beim Mediziner. Die komplette Wartezeit von der ersten Kontaktaufnahme bis zum endgültigen Termin beim Facharzt darf die Grenze von vier Wochen nicht überschreiten. Nur so wird gewährleistet, dass eine zeitnahe Behandlung stattfindet und die Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung ihre Wirkung nicht verfehlen.
Für Patienten ist außerdem wichtig zu wissen, dass sie keinerlei Einfluss darauf haben, welchen Arzt sie letztendlich aufsuchen dürfen. Die Wahl wird von der Kassenärztlichen Vereinigung getroffen beziehungsweise richtet sich danach, welcher Mediziner am ehesten einen Termin frei hat. Kritiker der Servicestellen bemängeln, dass die freie Wahl der ärztlichen Versorgung somit komplett verlorengeht.
Lange Wartezeiten beim Facharzt: Ein Problem der gesetzlich Versicherten?
„Tut uns leid, wir nehmen nur noch privat versicherte Patienten an.“ Diesen oder einen ähnlichen Satz kriegen viele gesetzlich Versicherte zu hören, die sich auf die Suche nach einem Facharzt machen. Der Verdacht, dass die „Privaten“ bevorzugt werden, liegt nahe – kann aber nicht eindeutig bestätigt werden. Auch Privatpatienten klagen immer wieder darüber, lange Wartezeiten beim Facharzt in Kauf nehmen zu müssen.
Da sie dennoch bessere Chancen auf einen Termin haben, richten sich die Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung gezielt an gesetzlich versicherte Patienten, die unter einem akuten Gesundheitsproblem leiden und schnell behandelt werden müssen.
Warum gibt es überhaupt so lange Wartezeiten beim Facharzt?
Wenn ein Problem festgestellt wird, ist es ein erster Lösungsansatz, nach den Ursachen beziehungsweise Gründen dafür zu suchen. Das gilt auch für die langen Wartezeiten beim Facharzt.
Der wohl offensichtlichste Grund ist, dass die Nachfrage größer als das Angebot ist. Viele Facharztpraxen sind längst an ihre Grenzen gestoßen und können einfach keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Hinzu kommen zwei weitere Probleme, die Ärzte, aber auch Verbände häufig kritisieren:
- Patienten sagen Termine nicht rechtzeitig ab oder vergessen diese
- Patienten suchen mehrere Fachärzte auf, um sich mehrere Meinungen (die oftmals identisch sind) einzuholen
Ein letzter, nicht unwesentlicher Grund für die langen Wartezeiten beim Facharzt sind Beschränkungen, die genau festlegen, wie viele Ärzte es in einem Gebiet geben darf. Diese Niederlassungsbeschränkungen wurden 1993 eingeführt – und seitdem nur minimal verändert. Aufgrund des starken demografischen Wandels sind jedoch weitaus größere Anpassungen notwendig.
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