Reinigungsmittel im Alltag – mehr Schaden als Nutzen?

Hygiene – das Wort kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie „der Gesundheit dienend“. Hygiene heißt immer Vorsorge und vor gesundheitlichen Schäden, denn wenn die Hygiene stimmt, dann haben Krankheiten keine Chance mehr. Hygiene ist in allen Bereichen des Lebens zu finden und um die zahlreichen hygienischen Vorschriften einhalten zu können, braucht es viele unterschiedliche Reinigungsmittel. Schon seit längerer Zeit wird kontrovers darüber diskutiert, ob diese vielen Mittel, die der dienen, wirklich einen Nutzen haben oder ob sie vielleicht doch mehr Schaden anrichten.

Die lange Geschichte der Hygiene

Im Mittelalter war Hygiene ein Fremdwort. Küchenabfälle, der Inhalt von Nachttöpfen, aber auch das Blut der im Haus geschlachteten Tiere landete einfach auf der Straße. Dazu gesellte sich die Notdurft von Menschen und Tieren sowie das Regenwasser, was das Ganze in eine übel riechende, krankmachende Masse verwandelte. 1348 kam die Pest nach Europa und zum ersten Mal gab es Verordnungen für das Sauberhalten der Straßen. Schon 1276 war es in Augsburg verboten, Tiere im eigenen Haus zu schlachten und es gab öffentliche Schlachthäuser. Straße und Wege bekamen Pflastersteine und mit dem Bau einer Kanalisation verwandelten sich die schmutzigen Städte in Orte, wo die Menschen sich wohlfühlten.

Ein besonders wichtiger Schritt aber war die Einhaltung von Hygienemaßnahmen in der . Noch im 19. Jahrhundert blieben die Schürzen der Chirurgen schmutzig und auch medizinische Geräte und Instrumente wurden so gut wie nie gereinigt. Wie wichtig Hygiene ist, bewies 1840 der Arzt Ignaz Semmelweis, der als Retter der Mütter gilt. Ihm gelang der Nachweis, dass fehlende Hygiene und eine hohe Sterberate durch das gefürchtete Kindbettfieber im Zusammenhang stehen.

Hygiene im Alltag

Wie wichtig und Seife bei der Verhütung von Krankheiten sind, das war schon im 19. Jahrhundert bekannt und es wurde damit begonnen, eine öffentliche Gesundheitsfürsorge aufzubauen. Die Hygiene wurde zur Alltäglichkeit, die auch in den privaten Haushalten Einzug hielt. Die Menschen begannen, ihr Umfeld mit den passenden Reinigungsmitteln sauberzuhalten und zu pflegen. Die ersten Geschirrspülmittel kamen auf den Markt, ebenso wie sogenannte Scheuerpulver für Fußböden und Tischplatten. Heute ist die Auswahl an Mitteln, die das Leben hygienisch rein halten, unendlich groß. Wer möchte, der kann sein Haus nicht nur einfach säubern, er kann es auf Wunsch auch gleich desinfizieren. Der wird perfekt gepflegt, ebenso wie das Badezimmer, die Küche, der Arbeitsplatz und die Lebensmittel. Es ist aber diese große Auswahl an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, die unter anderem dem Robert-Koch-Institut Sorgen bereiten.

Weniger ist mehr

Das Bundesamt für Umwelt, der gesundheitliche Verbraucherschutz und das renommierte Robert-Koch-Institut haben zur Jahrtausendwende in einer gemeinsamen Presseerklärung die Reinigungs- und , die auf dem Markt sind, als vollkommen ausreichend befunden. Aber nicht nur das, die drei Institutionen haben außerdem erklärt, dass sie alle Reinigungsmittel ablehnen, die eine antibakterielle, antimikrobielle oder bakterizide Wirkung haben. Ausgenommen ist davon nur die klinische Hygiene in Krankenhäusern, Altenheimen und Arztpraxen. Übertriebene Sauberkeit kann krank machen, vor allem im häuslichen Bereich. Auch Ärzte warnen davor, es mit der Hygiene auf die Spitze zu treiben. Eltern, die der Meinung sind, dass ihre nur in einem keimfreien Umfeld bleiben, erreichen genau das Gegenteil. Kinder, die sich ständig mit Desinfektionsmitteln die Hände waschen müssen, sind anfälliger zum Beispiel für grippale Infekte. Da ihr Immunsystem auf Dauer „unterfordert“ ist, kann es sich nicht richtig entwickeln. Kinder, die in einer übertrieben Umgebung aufwachsen, leiden häufiger unter Allergien als Kinder, die normal aufwachsen und ab und an mit Schmutz in Berührung kommen.

Wo Hygiene sehr wichtig ist

Es gibt viele Bereiche im täglichen Leben, da ist Hygiene einfach Pflicht. Das ist zum einen in der Medizin und zum anderen im gastronomischen Bereich der Fall. Niemand möchte in einem Restaurant essen und wissen, dass es in der Küche nicht sauber ist. Nicht umsonst finden in gastronomischen Betrieben regelmäßige Überprüfungen auf Sauberkeit und Hygiene statt. Da in der Küche eines Restaurants andere hygienische Maßstäbe gelten als in einer privaten Küche, gibt es in der Profiküche spezielle Reinigungsmittel, die zur Anwendung kommen. Die Putzmittel, mit denen in einer Restaurantküche, in einem Café oder einem Imbiss geputzt wird, müssen bestimmten Hygienevorgaben entsprechen. Sie sollen in der Lage sein, Keime abzutöten, außerdem werden sie in großen Mengen benötigt. Klarspüler sind spezielle Reiniger für Gläser, die alles zum Strahlen bringen. Geschirrreiniger und Reinigungsmittel kommen nur bei Töpfen und Pfannen zum Einsatz. Besondere Mittel gibt es auch, wenn es um das Putzen der Küche und der Speisekammer geht.

An die Umwelt denken

Auch bei Reinigungs- und Putzmitteln geht der immer mehr zu umweltfreundlichen Produkten. Wenn es sich vermeiden lässt, dann sollten die Putzmittel die Umwelt nicht zu sehr belasten und gut abbaubar sein. In diesem Zusammenhang kommt es auch auf die richtige Dosierung an, denn zu viele Putzmittel schützen weder die Umwelt noch die Gesundheit. In der Gastronomie und auch in der Medizin ist es sehr wichtig, sich an die genauen Dosierungen zu halten. Die Mittel sollten nur dort zum Einsatz kommen, wo es wirklich nötig ist. Nicht immer ist ein flüssiger Reiniger die beste Wahl, es gibt Bereiche, da sind Reinigungstabs die bessere Wahl. Wichtig ist außerdem, die passenden Putzgegenstände zu verwenden und bei den Reinigungstüchern penibel zu unterscheiden, was für den Boden und was für die Arbeitsplatte gedacht ist. Effizienz und eine gute Umweltverträglichkeit sind Aspekte, die sowohl in der privaten Küche als auch in den Küchen der Restaurants von großer Bedeutung sind. Sie sollten stets berücksichtigt werden.

Fazit

Die fehlende Hygiene war im Mittelalter ein Grund, warum die Menschen selten älter als 50 geworden sind. Viele Kinder starben bei der Geburt oder kurz danach, weil weder Arzt noch Hebamme daran gedacht haben, sich die Hände zu waschen. Lebensmittelvergiftungen waren an der Tagesordnung und auch Blutvergiftungen gehörten zum alltäglichen Leben. Mit steigender Hygiene stieg auch die Lebenserwartung der Menschen und viele Krankheiten verloren ihren Schrecken. Bis heute ist Sauberkeit ein wichtiger gesundheitlicher Faktor. Wer sauber lebt, der lebt auch gesund, allerdings ist zu sauber nicht mehr gesund. Es gilt, das richtige Mittelmaß zu finden und mit den richtigen Mitteln zu putzen.

Bild: @ depositphotos.com / shotsstudio

Reinigungsmittel im Alltag – mehr Schaden als Nutzen?

Ulrike Dietz

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