Für die einen sind die Masern lediglich eine harmlose Kinderkrankheit, für andere hingegen sind die Masern eine hochansteckende Krankheit mit gefährlichen Nebenwirkungen. Dass Masern zu den sogenannten Kinderkrankheiten gehören, das stimmt, aber sie sind auch eine hochinfiziöse Krankheit, an der immer mehr Menschen erkranken. 2017 haben sich dreimal so viele Menschen in Deutschland mit Masern infiziert als 2016. Und die Zahlen steigen weiter, da immer weniger Kinder gegen die Krankheit geimpft sind.
Alle Bundesländer sind betroffen
Das Robert-Koch-Institut hat die neuen Zahlen veröffentlicht. Sie zeigen sehr schnell, dass die Botschaft, Kinder impfen zu lassen, noch nicht bei allen Eltern angekommen ist. Vor allem im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen der Maserninfektionen drastisch gestiegen. 2016 zählten die Gesundheitsämter zwischen Rhein und Weser 520 Fälle von Masern. Besonders stark betroffen waren die Großstädte Duisburg mit 332 und Essen mit 53 Erkrankten nur im ersten halben Jahr 2017. Berlin hat mit 67 Masernfällen überdurchschnittlich viele Kranke im Vergleich zur Zahl der Einwohner, was auch für Sachsen mit 69 und Hessen mit 76 Fällen gilt. Kein einziges Bundesland ist vollkommen frei von Masern, bei einigen sind es allerdings nur vereinzelte Fälle.
Jährliche Schwankungen
Nicht jedes Jahr gibt es Masernausbrüche und auch regional sind die Schwankungen sehr groß, betont das Robert-Koch-Institut. So gab es 2015 deutschlandweit 2464 bestätigte Fälle von Masern, ein Jahr zuvor waren es aber nur 442 Erkrankungen. 2013 zählte das RKI 1769 Fälle von Masern, 2017 waren es fast 1000 Fälle. Zwar sind immer mehr Kinder in Deutschland gegen Masern geimpft, aber es reicht immer noch nicht, denn bundesweit gibt es zu große Impflücken. So sind nur knapp 60 Prozent der Kinder des Jahrgangs 2004 gegen Masern geimpft, beim Jahrgang 2014 sind es bereits knapp 74 Prozent. Aber rund 187.000 Kinder sind alleine aus diesem Jahrgang nicht geimpft und damit nicht gegen die Masern geschützt.
Impflücken vor allem bei Kleinkindern
Es sind vor allem Kleinkinder, die gar nicht oder nur unzureichend gegen die Infektionskrankheit geimpft wurden. Nur 63 Prozent der unter Zweijährigen haben die Doppelimpfung bekommen. Bei den Geburtsjahrgängen zwischen 2009 und 2012 sind rund 73.000 betroffen, sie sind nicht geimpft. Diese Entwicklung ist nach Ansicht von Medizinern besorgniserregend und der Ruf nach einer Pflichtimpfung wird einmal mehr laut. Ob ein Kleinkind jedoch die notwendige Impfung bekommt, das hängt zum einen vom Wohnort und zum anderen von der Einstellung der Eltern zum Thema impfen ab. Während die Eltern in Niedersachsen vernünftig sind und ihre Kinder impfen lassen, sind die Eltern im Süden des Landes nicht so einsichtig. Knapp 80 Prozent der Kleinkinder in Peine und Wolfsburg sind geimpft. In Rosenheim, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz sind es hingegen nur zwischen 36 und 42 Prozent. Deutschlandweit liegt Schleswig-Holstein an der Spitze und Bayern auf dem letzten Rang.
Unterschiede in Ost und West
Sehr unterschiedlich ist das Impfverhalten auch im Hinblick auf Ost- und Westdeutschland. Während die Quote für die erste Impfung gegen Masern in allen Geburtsjahrgängen im Osten der Republik um fast zwei Prozent vor der im Westen liegt, geht es bei der zweiten Impfung genau umgekehrt. Die Kinder in Westdeutschland werden öfter geimpft als die Kinder in Ostdeutschland. Für die Wissenschaft ist das ein sogenannter löchriger Impfschutz. Der kann schlimme Folgen haben, wenn die Kinder in den Kindergarten oder in die Kita kommen. Kinder, die nur unzureichend geimpft sind, schleppen die Krankheit ein, wie 2015 in Berlin, wo ein kleines Kind an den Folgen starb.
Kampagnen reichen nicht mehr aus
In der Politik interessiert sich kaum jemand für die Gefahren, die von den Masern ausgehen. In regelmäßigen Abständen gibt es eine nette harmlose Kampagne, die in der Regel sehr teuer ist und die nichts erreicht. Die Politik erreicht die Eltern nicht und sachliche Argumente reichen einfach nicht aus, um die erklärten Impfgegner zu überzeugen. Die Impfung gegen Masern kann Autismus nach sich ziehen – so lautet eines der Argumente der Impfgegner. Das ist völliger Blödsinn, da Autismus nicht erworben, sondern angeboren wird. Immer noch ist diese nachweisliche unsinnige Behauptung auf einigen Beipackzetteln der Impfung zu finden. Diese Information bezieht sich auf eine sehr alte Studie eines Arztes aus England, dem für diesen Blödsinn die Zulassung entzogen wurde. Die Impfgegner glauben immer noch, dass die Masernimpfung Gift ist und es ein Irrglaube ist, Kinder impfen zu lassen. Sie verweisen auf SIDS, also auf den plötzlichen Kindstod, der ebenfalls als Nebenwirkung auf den Beipackzetteln des Impfstoffs zu finden ist.
Helfen Vitamine gegen die Masern?
Eltern, die gegen die Masernimpfung ihrer Kinder sind, schwören nicht selten auf natürliche Medizin und sind daher häufiger bei einem Heilpraktiker als bei einem Arzt zu finden. So vertrauen viele auf Vitamin A als Schutzschild von einer Masernerkrankung. Wer die Krankheit unterstützt von viel Vitamin A durchlebt, der bekommt eine lebenslange Immunität. Vitamin A kann viel zu einem gesunden Leben beitragen, vor den Masern schützen kann das Vitamin aber leider nicht und das ist wissenschaftlich erwiesen. Impfgegner werfen Ärzten vor, dass sie überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Patienten mit einfachen Mitteln zu behandeln. Vielmehr sind die meisten Ärzte nach Ansicht der Impfgegner abhängig von den Almosen der Pharmaindustrie, die unnötige Impfstoffe entwickelt, um möglichst viel Geld zu verdienen. Impfungen helfen gegen die Masern und ersparen sehr viel Leid. Dass die Risiken in keinem Verhältnis zur Wirkung stehen, das ist vielen erst dann klar, wenn es schon zu spät ist.
Fazit
Sinnvolle Vorsichtsmaßnahme oder Hysterie? Wenn es um die Impfung gegen die Masern geht, dann scheiden sich die Geister. Masern sind keine lebensgefährliche Erkrankung, aber sie können gesundheitliche Folgen haben. In den allermeisten Fällen vertragen Kinder den Impfstoff sehr gut und sie erwerben mit einer Doppelimpfung einen lebenslangen Schutz vor der Infektionskrankheit. Kinder, die nicht geimpft sind, sorgen regelmäßig für Epidemien, wie zum Beispiel im April des vergangenen Jahres im US-Staat Minnesota. Dort war es zu einem Massenausbruch der Masern gekommen und besonders viele Kinder unter zehn Jahren waren betroffen. Elf dieser Kinder mussten mit schweren Komplikationen in Krankenhäuser. Sie hatten unter anderem eine Lungenentzündung und eines gemeinsam: Sie waren nicht geimpft.
Bild: @ depositphotos.com / natulrich
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