Narkosemittel – der sichere Weg zur schmerzfreien Operation

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Die meisten Menschen haben Angst vor einer Operation, aber sie fürchten sich weniger vor dem eigentlichen Eingriff, sondern mehr vor der Narkose. Eine Narkose ist ein künstlicher Tiefschlaf, auf den der Patient keinen Einfluss hat und dieser Kontrollverlust macht vielen so zu schaffen. Dabei sind die heutigen Narkosemittel sicher, zudem wird der Schlaf permanent überwacht und auch wenn es um die Verträglichkeit geht, sind die Narkotika von heute nicht mehr mit den Mitteln zu vergleichen, die noch vor 50 Jahren benutzt wurden.

Schmerzhaft und lebensgefährlich

Viele Jahrhunderte lang wurden Operationen nur im äußersten Notfall durchgeführt, zum einen, weil die Chirurgen damals noch nicht über besonders große Anatomiekenntnisse verfügten und zum anderen, weil die Narkose des Patienten ein großes Problem darstellte. Im frühen Mittelalter wurden die Patienten einfach mit Lederriemen oder Stricken auf einem Tisch festgebunden, sie bekamen ein Stück Holz zwischen die Zähne geschoben und mit ein bisschen Glück erlöste sie eine Ohnmacht von den schrecklichen Schmerzen. Später gab man den Patienten reichlich Alkohol zu trinken, sie mussten Schlafmohnsamen kauen oder wurden mit Bilsenkraut betäubt. Es gab sogenannte „Schlafschwämme“, die mit Mohnsaft oder Wasserschierling getränkt waren und die den Patienten auf Nase und Mund gedrückt wurden. Da man aber wenig über die richtige Dosierung wusste, bleiben nicht wenige Menschen in der Narkose.

Lachgas und Morphium

Im 18. Jahrhundert begann das Zeitalter der modernen Narkosemittel. 1775 wurde zum ersten Mal mit Lachgas operiert und 1806 gelang es erstmals, Morphium zu isolieren. 1824 zeigte Henry Hill Hickman, dass Kohlendioxid ein gutes Narkosemittel sein kann, wenn es eingeatmet wird und damit schlug die Geburtsstunde der Inhalationsnarkose. 1846 kam dann der Äther ins Spiel und im 20. Jahrhundert gab es die ersten Tropfmasken und der Patient wurde während der OP überwacht, indem man permanent seinen Puls fühlte. Bis zur modernen Anästhesie war es aber noch ein sehr langer Weg, denn erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Fachärzte für Anästhesie ausgebildet. Diese Fachärzte sorgen zusammen mit den modernen Narkosemitteln heute für die Sicherheit des Patienten.

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Propofol – ein modernes Narkosemittel

Es gibt eine Vielzahl Narkosemittel, aber eines der neueren Mittel hat sich sehr schnell einen guten Namen gemacht – Propofol. Das Mittel hat zwei entscheidende Vorteile: Es schaltet das Gedächtnis aus und hat eine hypnotische Wirkung. Zudem wirkt Propofol sehr schnell, die Narkose lässt sich problemlos aufrechterhalten und es ist sehr gut verträglich. Der Patient entspannt sich während der Operation und seine natürlichen Reflexe werden unterdrückt. Warum und wie Propofol seine schlafähnliche Wirkung entfaltet, konnte noch nicht vollständig geklärt werden, aber der Wirkstoff ist in der Lage, die Nervenzellen für eine kurze Zeitspanne abzuschalten. Zudem hindert Propofol das Rückenmark daran, Signale an den Körper weiterzuleiten. Der einzige Nachteil besteht darin, dass das Narkosemittel keine schmerzlindernde Wirkung hat, der Anästhesist muss zusätzlich ein sogenanntes Analgetikum, also ein Schmerzmittel verabreichen.

Gibt es Nebenwirkungen?

Generell wird Propofol sehr gut vertragen, aber es gibt dennoch einige Nebenwirkungen. Dazu gehört unter anderem eine verlangsamte Atmung, die bis zum Atemstillstand führen kann. Da der Botenstoff Histamin freigesetzt wird, kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen und weil das Immunsystem abgeschwächt wird, können vermehrt Infektionen auftauchen. Wird Propofol über einen längeren Zeitraum verabreicht, dann kann es in sehr seltenen Fällen zu Herz-Kreislauf-Störungen kommen. Länger als sieben Tage sollte es nicht verabreicht werden und wenn, dann nur unter ärztlicher Aufsicht. Wie gut verträglich Propofol aber ist, das beweist die Tatsache, dass es sogar Säuglingen ab dem 31. Lebenstag gegeben werden kann.

Seit Propofol 1993 zur Sedierung von Patienten zugelassen wurde, die auf einer Intensivstation behandelt werden, gab es wenig Zwischenfälle. Der Bekannteste ereignete sich 2009, als Michael Jackson an einer Überdosis des Narkosemittels starb.

Bild: © Depositphotos.com / chanawit

Ulrike Dietz