Das leise Zischen, wenn die Flasche geöffnet wird, das erfrischende Prickeln im Glas und das angenehme Kribbeln auf der Zunge – Kohlensäure verleiht vielen Getränken das gewisse Etwas. Sie ist in Mineralwasser ebenso zu finden wie auch in vielen Softgetränken, sie veredelt Sekt und Champagner und sie ist ein wichtiger Bestandteil der Getränkeindustrie. Aber Kohlensäure soll auch eine andere, eine eher dunkle Seite haben, denn die Säure, die streng genommen keine ist, soll angeblich schädliche Auswirkungen für den Körper haben und was noch schlimmer ist, sie steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. Wie kommt es zu diesen Gerüchten und was ist wirklich dran an den Behauptungen, dass Kohlensäure gefährlich für die Gesundheit ist?
Was genau ist eigentlich Kohlensäure?
Wenn man es genau nehmen will, dann existiert Kohlensäure gar nicht, oder anders gesagt, wir können sie weder riechen noch schmecken. Die einzelnen Kohlensäuremoleküle leben, wenn sie sich überhaupt bilden, nur für einen unvorstellbar kurzen Zeitraum von wenigen Nanosekunden, was einer Größenordnung von 0,000000001 Sekunden entspricht. Wenn also von Kohlensäure in einem Getränk die Rede ist, dann ist eigentlich ein Gas gemeint, das beim Öffnen einer Mineralwasser- oder Sektflasche sprudelt. Dieses Gas ist aber nicht nur in Flaschen zu finden, es blubbert auch in natürlichen Quellen, zum Beispiel in Vulkanen wie dem Laacher See in der schönen Eifel, einem schlafenden Vulkan.
Trifft dieses Gas auf Wasser, dann entsteht Kohlensäure, aber diese ist sehr instabil und zerfällt eben nach unglaublich kurzer Zeit. Damit das Mineralwasser erfrischend sprudelt, muss es Kohlendioxid enthalten, damit sich sehr kurz Kohlensäure und danach Bikarbonat bilden kann. Die Getränkehersteller pressen viel Kohlendioxid in die Flaschen, das Gas verbindet sich mit dem Wasser, es wandelt sich chemisch nicht weiter und wenn es beim Öffnen der Flasche zischt, dann ist das nichts anders als im Wasser gelöstes Kohlendioxid.
Was bewirkt Kohlensäure im Körper?
Wenn wir ein Glas sprudelndes Mineralwasser trinken, dann hat das ganz unterschiedliche Auswirkungen. Die Kohlensäure durchblutet die Mundschleimhaut und reinigt die sogenannten Geschmackspapillen im Mund. Zudem regt sie die Produktion des Speichels an und wirkt sich positiv auf die Verdauung aus. Für alle, die abnehmen wollen, hat das sprudelnde Wasser jedoch noch einen tollen Effekt, denn es füllt den Magen, was bei einer Diät immer ein sehr wichtiger Faktor ist.
Wer schon einmal sehr viel Mineralwasser in sehr kurzer Zeit getrunken hat, der kennt auch den unangenehmen Nebeneffekt der Kohlensäure, denn dann sorgt das Wasser für ein Völlegefühl, für Aufstoßen und manchmal auch für Blähungen. Sportler oder Menschen, die körperlich schwer arbeiten und daher schnell schwitzen, bevorzugen deshalb ein Mineralwasser mit wenig oder gar keiner Kohlensäure.
Kann Kohlensäure dem Körper schaden?
Angeblich soll sich Kohlensäure negativ auf die Gesundheit auswirken und sogar Krebs verursachen. Die Säure soll die Speiseröhre ruinieren, dem Magen schaden, die Zähne faulen lassen und auch für die Leber soll die Säure eine große Gefahr darstellen. Die Meinungen zu diesem Thema gehen allerdings sehr weit auseinander und wissenschaftlich fundierte Beweise gibt es bis jetzt auch nicht. Die meisten Studien, die zu diesem Thema gemacht wurden, hatten die Wirkung von Softgetränken in Verbindung mit Kohlensäure im Visier und sie konzentrierten sich dabei auf die zahlreichen Zusatzstoffe in den Getränken. Die Farb- und Geschmacksstoffe stehen völlig unabhängig von der Kohlensäure im Verdacht, krebsauslösend zu sein. Hinweise darauf, dass auch die Säure Krebs auslösen könnte, fehlen aber.
Hilft sprudelndes Mineralwasser der Verdauung?
Sprudelwasser soll einen positiven Effekt auf die Verdauung haben und auch zu diesem Thema gibt es eine Reihe von Studien. So wird immer wieder gerne behauptet, dass kohlensäurehaltige Getränke einer etwas träger Verdauung auf die Sprünge helfen sollen, aber auch diese These lässt sich nicht beweisen. Die Studien sind vielleicht gut gemacht, ihr Inhalt aber ist meist von eher schlechter Qualität und lässt keine eindeutigen Ergebnisse zu.
Einige kontrollierte Studien wollen jedoch den Effekt einer schnelleren Darmentleerung nachgewiesen haben. Aber auch diese Studien, die alle aus den 1990er Jahren stammen, sind mit großer Vorsicht zu genießen, da sie von Getränkeherstellern mitfinanziert wurden. Bei einer seriösen, unabhängigen Studie, die 1997 erschien, war von einer Verbesserung bei der Verdauung allerdings nicht mehr die Rede, die Studienteilnehmer hatten lediglich das große Bedürfnis zu rülpsen.
So wichtig ist Mineralwasser in der feinen Küche
Viele Köche schätzen Mineralwasser, was mit Kohlensäure versetzt sind, denn mit der Hilfe des Wassers können fantastische Desserts, Soßen und feines Backwerk gezaubert werden. So kann die prickelnde Säure das Backpulver ersetzen und einen reibungslosen Gärprozess in Gang setzen, der den Teig hebt. Mit der Hilfe von kohlensäurehaltigem Mineralwasser kann Fleisch auch ohne die Zugabe von Fett problemlos angebraten werden, was allen sehr entgegenkommen dürfte, die Diät leben möchten. Ein Soufflé bekommt die perfekte luftige Konsistenz, wenn ein paar Tropfen Sprudelwasser zugefügt werden und wer einen leckeren leichten Pfannkuchen essen möchte, der sollte statt Milch für den Teig kohlensäurehaltiges Mineralwasser verwenden.
Die Kohlensäure verlängert auch die Haltbarkeit des Wassers, da sie in der Lage ist, schädliche Bakterien abzutöten. Dieser Effekt ist vor allem bei Erfrischungsgetränken wie Limonade oder einer Schorle wichtig. Ein kleiner Tipp, wenn eine Flasche Sekt geöffnet, aber nicht komplett geleert wurde, dann sollte ein Löffelstiel in die angebrochene Flasche gesteckt werden, dann das sorgt dafür, dass der Sekt seinen prickelnden Effekt behält.
Warum Mineralwasser trotzdem gefährlich werden kann
Kohlensäurehaltiges Mineralwasser ist nicht schädlich für die Gesundheit und verursacht erst recht keinen Krebs, trotzdem kann das Mineralwasser gefährlich werden. Schon ein kurzes Schütteln der Flasche kann ein wahres Wasserfeuerwerk auslösen, denn wenn eine unter Druck stehende Flasche geöffnet wird, dann entweicht das Gas und es gibt eine Wasserfontäne. Noch effektiver ist es, wenn eine Sekt- oder Champagnerflasche geschüttelt und geöffnet wird, dann schießt der Korken und auch der Sekt im hohen Bogen aus der Flasche.
Leider können dabei auch schwere Unfälle passieren, zum Beispiel dann, wenn der Korken ein Auge trifft. Die Flaschen können aber auch mit einem lauten Knall bersten und die Scherben, die dann durch die Luft fliegen, können für ernste Verletzungen sorgen. Besonders gefährlich ist es, den Korken einer Sekt- oder Champagnerflasche mit den Zähnen zu öffnen, denn das kann für schwere Verletzungen im Mund sorgen.
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