Wie gefährlich ist Wasser in der Lunge?

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Wenn sich im Lungengewebe Flüssigkeit sammelt, dann spricht der Arzt von einem Lungenödem, umgangssprachlich heißt dieses Phänomen aber einfach Wasser in der Lunge. Bei diesem Wasser in der Lunge handelt es sich streng genommen jedoch nicht um Wasser, sondern um den Bestandteil des Blutes, der flüssig ist, also um das Blutplasma, was aus den Gefäßen der Lunge austritt. Diese Flüssigkeit sammelt sich im Gewebe der Lunge und wenn das der Fall ist, dann handelt es sich um ein interstitielles Lungenödem. Sammelt sich die Flüssigkeit jedoch in den Lungenbläschen, dann handelt es sich um ein alveoläres Lungenödem.

Kommt es zu Wasser in der Lunge, dann ist das meist ein schleichender Prozess, aber Wasser in der Lunge kann auch spontan auftreten. Eine akute Form des Lungenödems ist immer ein medizinischer Notfall, die ohne Verzögerung ärztlich behandelt werden muss.

Wasser in der Lunge – welche Ursachen gibt es?

Im Normalfall tritt aus den sehr feinen Gefäßen der Lunge kaum Flüssigkeit aus. Zum einen sind die Gefäßwände der Lungenkapillaren sehr dicht und können dem Druck, den das durchfließende Blut ausübt, gut standhalten. Zum anderen hält die hohe Konzentration an Eiweiß im Blut die Flüssigkeit im Blutgefäß und gibt sie nicht an das umliegende Gewebe ab. Gelangt trotzdem Flüssigkeit in das Lungengewebe, dann wird diese Flüssigkeit durch das lymphatische System schnell abtransportiert.

Eine der Hauptursachen für Wasser in der Lunge ist das sogenannte kardiale Lungenödem, das immer dann entsteht, wenn die Funktion des Herzens beeinträchtigt ist, oder besser gesagt, die linke Herzkammern nicht mehr wie gewohnt arbeitet. Die linke Herzkammer hat die Aufgabe, das einströmende, mit Sauerstoff angereicherte Blut aus den Lungenvenen in den Körper zu pumpen. Wenn die Herzkammer diese Aufgabe nicht mehr erfüllen kann, dann staut sich das Blut in der Lunge, der Druck in den Lungenvenen und den Lungenkapillaren steigt, es entsteht Wasser in der Lunge.

Noch vielfältiger sind die Ursachen für Wasser in der Lunge, wenn es sich um ein nicht-kardiales Ödem handelt. Wenn giftige Substanzen eingeatmet werden, wie zum Beispiel Reizgas oder Magensaft, dann bildet sich Wasser in der Lunge. Drogen wie Heroin, bestimmte Medikamente und auch Chemotherapeutika können für Wasser in der Lunge sorgen, wenn sie hoch dosiert sind. Starke allergische Reaktionen oder eine Lungenentzündung, die durch Pilze, Bakterien oder Viren ausgelöst wird, können ebenfalls zu Wasser in der Lunge führen.

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Wer zu viel Salzwasser schluckt, der riskiert Wasser in der Lunge, hingegen ist noch nicht vollständig abgeklärt, was bei einem Höhenluftödem passiert. Bergsteiger, die zu schnell auf Höhen ab 3000 m aufsteigen, ohne sich vorher akklimatisiert zu haben, müssen mit der Höhenkrankheit und damit auch mit Wasser in der Lunge rechnen.

Wie äußert sich ein Lungenödem?

In welchem Umfang sich das Wasser in der Lunge bemerkbar macht, das hängt immer vom jeweiligen Stadium der Erkrankung ab. Es gibt jedoch zwei Hauptsymptome, die bei einem Lungenödem immer auftreten, zum einen eine beschleunigte Atmung und zum anderen Husten. Kurzatmigkeit ist ebenso ein Symptom für Wasser in der Lunge und dieses Symptom tritt auch schon dann auf, wenn sich die Ansammlung von Flüssigkeit nur auf das Lungengewebe beschränkt. Wenn sich die Flüssigkeitsansammlung auf die Lungenbläschen ausdehnt, dann werden auch die Symptome immer stärker. Die Betroffenen leiden zunehmend unter Luftnot, sie atmen sehr flach und versuchen Erleichterung zu finden, indem sie den Oberkörper hoch lagern. Die Patienten sind unruhig, sie haben Angst und nicht selten klagen sie auch über ein sehr unangenehmes Druckgefühl in der Brust. Ist das Lungenödem ausgeprägt, dann sind außerdem deutliche Rasselgeräusche beim Atmen zu hören.

Kommt es zu einem schweren Lungenödem, dann kommt es zu einer sogenannten Hypoxämie, der Körper wird kaum noch mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Dieser Mangel an Sauerstoff macht sich vor allem durch bläulich verfärbte Lippen und Finger bemerkbar. Zudem husten die Betroffenen ein weißliches, schaumiges Sekret ab, in das sich auch Blut mischen kann. Der Herzschlag ist sehr schnell, da es bei einer schweren Form des Ödems zu einem Anstieg des Blutdrucks in den Lungenarterien kommt. Die rechte Seite des Herzens versucht dagegen anzupumpen, damit weiter ausreichend Blut in die Lunge kommt. Wenn das aber nicht gelingt, dann bekommt der Patient eine Rechtsherzinsuffizienz, die im schlimmsten Fall zum Herzversagen führt.

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Ein akutes Lungenödem ist lebensgefährlich und die Betroffenen müssen sofort in ein Krankenhaus. Gefährlich ist aber auch die langsam verlaufende, chronische Form des Lungenödems, denn wenn sie nicht behandelt wird, dann verschlechtert sich der Zustand immer weiter.

Wie wird das Ödem behandelt?

Wenn ein Patient mit Wasser in der Lunge ins Krankenhaus kommt, dann wird der Arzt zunächst die Brust mit dem Stethoskop abhören und dabei besonders auf Rasselgeräusche in den Lungen, eine schnelle Atmung, einen beschleunigten Herzschlag und auch auf eine Blaufärbung der Lippen achten. Das wichtigste Diagnoseverfahren ist in diesem Fall jedoch das Röntgen, denn ob Wasser in der Lunge ist, lässt sich auf dem Röntgenbild sehr gut erkennen. Um herauszufinden, ob es ein kardiales oder ein nicht-kardiales Ödem handelt, wird ein EKG gemacht, zudem können auch eine Blutuntersuchung und eine Katheteruntersuchung darüber Auskunft geben.

Patienten mit einem akuten Lungenödem müssen auf einer Intensivstation behandelt werden, da die Sauerstoffversorgung, die Atmung sowie das Herz-/Kreislaufsystem sehr engmaschig überwacht werden müssen. Eine der ersten Maßnahmen, wenn sich Wasser in der Lunge gesammelt hat, ist aber die Gabe von Sauerstoff, entweder über eine Maske oder über eine Nasensonde. Handelt es sich um einen schweren Fall, dann muss der Patient zudem künstlich beatmet werden. Gegen die Schmerzen, die Angst und die Unruhe wird in der Regel Morphium verabreicht.

Zu den wichtigsten Medikamenten, die Ärzte bei Wasser in der Lunge verabreichen, gehören Diuretika, denn diese Mittel schwemmen über die Nieren die Flüssigkeit aus. Diuretika senken aber auch den Blutdruck und entlasten so das Herz. In der Regel werden Diuretika zusammen mit Nitraten verabreicht, denn das führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße, was ebenfalls das Herz entlastet und zudem die Sauerstoffversorgung verbessert. Bewährt haben sich auch ACE-Hemmer, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn der Patient unter einem zu hohen Blutdruck leidet. Adrenalin hingegen kann das Leben des Patienten retten, denn es verstärkt die Schlagkraft des Herzens.

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Ulrike Dietz