Der Biorhythmus – Wie die innere Uhr den Körper beeinflusst

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Warum sind wir abwechselnd wach und müde? Warum haben wir Durst und Hunger? Warum hat eine Frau jeden Monat aufs Neue ihre Periode? All diese und noch weitere Fragen können mit einer Antwort erklärt werden. Diese lautet: Weil unser durch verschiedene Biorhythmen gesteuert werden. Die sogenannte innere Uhr ist maßgeblich an unterschiedlichen Prozessen im menschlichen Organismus beteiligt und kann auch bei anderen Lebewesen nachgewiesen werden. Wichtig ist, zu beachten, dass es nicht den einen , sondern viele verschiedene gibt.

Die innere Uhr tickt in jedem . Sie sorgt dafür, dass wir müde werden, Hunger haben und auch dafür, dass unser Herz schlägt. Schnell wird klar: Der Biorhythmus ist wichtig, um das Überleben eines jeden Menschen zu garantieren. Würde der Mensch beispielsweise niemals müde werden, würde er irgendwann vor Erschöpfung sterben. Gleiches würde gelten, wenn wir niemals ein Hunger- oder Durstbedürfnis hätten. Der Biorhythmus ist also eine Entwicklung der Evolution, die dazu dient, das Überleben von Lebewesen zu sichern.

Die Erkenntnis, dass der Biorhythmus, beziehungsweise die innere Uhr nicht ausschließlich von äußeren Faktoren beeinflusst wird, sondern einen eigenständigen Prozess im Körper darstellt, ist noch relativ neu. Die , die sich mit der Erforschung des Biorhythmus befasst, nennt sich Chronobiologie.

Exkurs: Chronobiologie

Die Chronobiologie ist eine Unter-Disziplin der Biologie. Die Wissenschaft befasst sich mit der Erforschung von zeitlichen Abläufen innerhalb von Organismen und speziell im menschlichen Körper. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Erkennen von wiederkehrenden Verhaltensmustern, die auch als Zyklus oder Rhythmus beschrieben werden können. Wichtig ist, dass sich die Chronobiologie ausschließlich auf empirisch belegbare Erkenntnisse stützt und sich dadurch klar von der sogenannten Biorhythmik, einer Pseudo-Wissenschaft, die sich ebenfalls mit dem Biorhythmus befasst, unterscheidet. Auf die Biorhythmik und die Berechnung des Biorhythmus soll im Verlauf dieses Beitrages noch genauer eingegangen werden.

Eine Erkenntnis der Chronobiologie ist unter anderem, dass es zwei verschiedene Chronotypen gibt: Die Langschläger und die Frühaufsteher. Was auf den ersten Blick nach einer willkürlichen und wenig wissenschaftlichen Kategorisierung aussieht, wird von den Chronobiologen bis ins kleinste Detail erklärt und mithilfe des Biorhythmus begründet. Interessant ist die Erkenntnis der Chronobiologie, dass der Chronotyp angeboren ist. Langschläfer, die also immer wieder aufs Neue versuchen, früh aufzustehen, handeln entgegen ihrer Natur und verfälschen dadurch ihren Biorhythmus.

Eine weitere Erkenntnis der Chronobiologie im Hinblick auf den Biorhythmus ist, dass der moderne einen immer größer werdenden Einfluss auf die natürlichen Zyklen im Körper hat. An dieser Stelle seien unter anderem folgende Faktoren genannt:

  • Zunehmende Schichtarbeit
  • Lange Reisen (Jetlag)
  • Lichtdefizite aufgrund von mangelnder Zeit im Freien

Der Einfluss von Licht auf den Biorhythmus

Licht spielt tatsächlich eine wesentliche Rolle für den Biorhythmus – oder genauer gesagt für den Wach-Schlaf-Rhythmus. Dieser ist dafür verantwortlich, dass wir jeden Tag in Arbeits- und Ruhephasen unterteilen. Gäbe  es den Wach-Schlaf-Rhythmus mit dem damit verbundenen Müdigkeitsgefühl nicht, würde der Mensch wahrscheinlich permanent aktiv sein und irgendwann vor Erschöpfung sterben. Aus diesem Grund ist dieser Biorhythmus für den Menschen, aber auch für alle Tiere überlebenswichtig.

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Wie unterschiedlich der Biorhythmus sein kann, zeigt folgender Vergleich:

Lebewesen Täglicher Schlaf-Bedarf
Mensch ca. 7 Stunden
Koala bis zu 20 Stunden
Elefanten 3 bis 6 Stunden

 

Feststeht, dass jedes Lebewesen muss, da es sonst an Erschöpfung stirbt.

Dass Lebewesen müde werden und schließlich schlafen müssen, liegt insbesondere an der Bildung des Hormons Melatonin. Dieses wird immer dann vom Hirn ausgeschüttet, wenn es dunkel wird und spielt daher eine wesentliche Rolle beim Schlaf-Wach-Rhythmus. Um drei Uhr nachts ist der Höhepunkt der Melatonin-Bildung erreicht. Danach bildet der Körper wieder mehr Cortisol, ein Stresshormon, das dafür verantwortlich ist, dass der Organismus wieder aufwacht.

Die Verbindung von Dunkelheit und der Melatonin-Bildung erklärt auch, warum viele Menschen im , wenn es sehr oft dunkel ist, ständig müde sind oder gar depressiv werden. In diesem Fall spricht man von einer Beeinflussung des Biorhythmus, die allerdings nur temporärer Natur ist. Menschen, die dennoch stark unter der permanenten Müdigkeit im Winter leiden, sollten die wenigen Sonnenstunden für einen Spaziergang nutzen oder die Möglichkeit einer Lichttherapie in Betracht ziehen. Diese kann Depressionen vorbeugen und den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus wiederherstellen.

Anders herum kann es jedoch auch zu einem Melatonin-Mangel und damit verbundenen Schlafstörungen kommen. Auch hier kann von einer Beeinflussung des Biorhythmus ausgegangen werden. Ein Mangel an Melatonin stellt sich bei den meisten Menschen automatisch im Alter ein. Aus diesem Grund können die meisten älteren Menschen nicht mehr lang schlafen und sind meist sehr früh auf den Beinen. Darüber hinaus beeinflussen auch Schichtarbeit und lange Reisen die Bildung von Melatonin.

Ab wann man von einem Melatonin-Mangel sprechen kann, darüber ist sich die Wissenschaft noch nicht einig. Die meisten Experten gehen davon aus, dass jeder Mensch einen individuellen Melatonin-Bedarf hat und man ein Defizit nicht einheitlich definieren kann.

Andere Biorhythmen

Neben dem Wach-Schlaf-Rhythmus gibt es auch noch andere Zyklen beziehungsweise biologische Periodika im menschlichen Organismus, die von der inneren Uhr beeinflusst werden. Diese sollen in der folgenden Übersicht zusammengefasst werden.

Aktivitäten-Rhythmus Der Aktivitäten-Rhythmus kann mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus verglichen werden. Er ist unter anderem dafür verantwortlich, dass der Mensch zu gewissen Tageszeiten leistungsfähiger ist als zu anderen. So kann er sich beispielsweise in den Morgenstunden am besten konzentrieren.
Nahrungsaufnahme-Trink-Rhythmus Dieser Biorhythmus beeinflusst das Hunger- und Durstgefühl des menschlichen Organismus. Forscher gehen davon aus, dass das Bedürfnis zu Essen vorrangig antrainiert ist. Schon als Säugling kriegt man seine zu ganz bestimmten Zeiten und in einem festgelegten Rhythmus. Dieser hat auch einen Einfluss auf das spätere Verhalten und sorgt dafür, dass die meisten Menschen vor allem am Morgen und Abend Hunger haben.
-Rhythmus Auch im Hinblick auf die Körpertemperatur ist beim Menschen und anderen Lebewesen ein Biorhythmus erkennbar. Die Körpertemperatur erreicht ca. um 18 Uhr ihren Höhepunkt. Mit dem Einsetzen der Ruhephase (siehe Wach-Schlaf-Rhythmus und Aktivitäten-Rhythmus), sinkt die Körpertemperatur kontinuierlich. Am Morgen, kurz vor dem Erwachen, steigt sie schließlich wieder an.
Weiblicher Zyklus Der weibliche Zyklus ist zwischen 25 und 35 Tagen lang. Er ist für verschiedene Prozesse im weiblichen Körper, beispielsweise die Bildung der Eizelle und die damit Menstruation, verantwortlich.
Herzschlag Auch der Herzschlag gilt als Biorhythmus beziehungsweise eine biologische Periodik, die sich durch einen immer wiederkehrenden Ablauf auszeichnet.
Erneuerung der Blutkörperchen Gleiches gilt für die Erneuerung der Blutkörperchen. Auch hierbei handelt es sich um einen Prozess, der immer wieder im menschlichen Körper stattfindet und einem Biorhythmus unterliegt.
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Biorhythmus berechnen – mit der Biorhythmik

Wie weiter oben bereits erwähnt befasst sich nicht nur die Chronobiologie mit dem Biorhythmus. Auch die Pseudo-Wissenschaft Biorhythmik benutzt diesen Begriff, um damit ihre Lehre zu unterstützen.

Als Erfinder der Biorhythmik gelten der Wiener Psychologe Herrmann Swoboda und der Berliner Wilhelm Fließ. Letzterer war der Meinung, einen widerkehrenden Rhythmus bei den Beschwerden seiner Patienten entdeckt zu haben. Bis heute konnte diese Hypothese jedoch nicht wissenschaftlich belegt werden. Aus diesem Grund gilt die Biorhythmik nicht als anerkannte Wissenschaft.

Dennoch glauben viele Menschen an das Prinzip der Biorhythmik, deren Prinzip auf dem Erkennen von „guten“ und „schlechten“ Tagen beruht. Um diese voneinander unterscheiden zu können, kann man seinen Biorhythmus berechnen.

Die Grundlage für die Berechnung bilden drei Biorhythmen mit unterschiedlichen Längen:

  • Der körperliche Rhythmus à 23 Tage
  • Der emotionale Rhythmus à 28 Tage
  • Der geistige Rhythmus à 33 Tage

Da es sich bei der Biorhythmus allerdings lediglich um Vermutungen, die niemals wissenschaftlich bewiesen werden konnten, handelt, sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich erwähnt, dass diese Lehre nichts mit dem Biorhythmus im chronobiologischen Sinne zu tun hat. Um Verwechslungen auszuschließen, verwendet die Chronobiologie den Begriff Biorhythmus übrigens nicht. Wissenschaftler, die sich der Erforschung der inneren Uhr verschrieben haben, sprechen vom biologischen Rhythmus. Dieser Begriff konnte sich im alltäglichen Sprachgebrauch allerdings nicht durchsetzen.

Verschiedene Angebote zum Biorhythmus berechnen, die man im Internet finden kann, beziehen sich ausschließlich auf die Biorhythmik und weisen daher keine wissenschaftliche Komponente auf. Wer seinen Biorhythmus im Sinne der Biorhythmik berechnen und somit gute und schlechte Tage feststellen möchte, muss folgende Angaben machen:

  • Das Geburtsdatum
  • Das aktuelle Datum am Tag der Berechnung

Wer seinen Biorhythmus berechnen will, sollte keineswegs mit einer genauen Vorhersage der gesundheitlichen Entwicklung in der nahen Zukunft rechnen. Es handelt sich hierbei lediglich um eine spekulative Vorhersage, der keinerlei wissenschaftliche Zusammenhänge zugrunde liegen.

Immer im richtigen Takt bleiben – Wie Sie Ihren Biorhythmus beeinflussen können

Der Biorhythmus oder auch biologischer Rhythmus gibt den Takt im menschlichen Körper an. Er reguliert die Aktivitäten- und Ruhephasen, beeinflusst das Bedürfnis nach Nahrung und Flüssigkeit und hat auch Auswirkungen auf die Körpertemperatur. Ohne den Biorhythmus wäre der Mensch und alle anderen Lebewesen nicht überlebensfähig.

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Um einen möglichst regelmäßigen Biorhythmus zu haben, ist es wichtig, gewisse Störfaktoren auszuschließen oder zumindest einzugrenzen. Hierzu gehören unter anderem Stress und ein unregelmäßiger Schlaf. Auch Schichtarbeit und häufiges Reisen mit der Folgeerscheinung Jetlag sorgen dafür, dass unser Körper sprichwörtlich aus dem Takt gerät und der Biorhythmus gestört wird. Das kann Schlafstörungen und andere gesundheitliche Einschränkungen wie zum Beispiel Depressionen oder Essstörungen zur Folge haben. Die Störung des weiblichen Zyklus, der auch ein Biorhythmus ist, kann darüber hinaus zu einer unregelmäßigen oder ausbleibenden Regelblutung führen. Hier ist es besonders wichtig, dem Körper regelmäßige Ruhephasen zu bieten und Stress abzubauen. Wenn dies gelingt, ist ein gleichmäßiger und gesunder Biorhythmus das Resultat.

Bild: © Depositphotos.com / Elnur_

Maik Justus
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