Nur der Baby-Blues oder doch eine richtige Wochenbettdepression?

Viele fallen kurz nach der Geburt ihres Kindes in ein Stimmungstief. Das kann von ein paar Heultagen bis hin zur ausgewachsenen Depression reichen. Doch worum handelt es sich denn nun? Nur den „Baby-Blues“ oder eine richtige Wochenbettdepression?

Eigentlich sollte nach der 9monatigen Vorfreude und den Strapazen und dem Wunder der Geburt doch vor allem Euphorie und ein Glücksgefühl bestehen. Aber: Versagensängste, Schuldgefühle und viel Weinen macht sich breit. Doch was genau ist los und wodurch wird eine Wochenbettdepression verursacht?

Mögliche Ursachen für Baby-Blues und Wochenbettdepressionen

Die Ursachen für ein Stimmungstief nach der Geburt können sehr vielfältig sein. Vor allem der Baby-Blues ist ein sehr häufig auftretendes Phänomen, von dem fast 80 Prozent der frischgebackenen Mütter betroffen sind. Grund ist vor allem die hormonelle Umstellung nach der Geburt. Besonders betroffen sind dabei vor allem Mütter, die ihr Kind stillen.

Der Baby-Blues: Hormonell bedingt

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Nach der Geburt des Kindes sinkt der Hormonspiegel, also Progesteron und Östrogen, recht rasch. Zusätzlich wird vom weiblichen Körper direkt nach der Geburt das Hormon Prolaktin gebildet, welches für die Milchbildung notwendig ist. Dieser Wechsel bei den Hormonen, von dem auch noch andere Hormone betroffen sind, kann Stimmungsschwankungen begünstigen. Müdigkeit, Erschöpfung sowie eine erhöhte Empfindsamkeit und eben auch Traurigkeit sind meist die Folge. Der Baby-Blues hat aber meist nach 7 Tagen ein Ende. Oft ist dies auch schon dann der Fall, wenn Mutter und Kind das Krankenhaus verlassen und wieder in der gewohnten Umgebung sind.

Die Wochenbettdepression: Wenn Mütter sich überfordert fühlen

Innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Geburt des Kindes tritt die Wochenbettdepression (postpartale Depression) auf. Schon in den ersten Wochen nach der Geburt des Kindes kann sie sich zeigen. Etwa 10 bis 20 Prozent aller Mütter in sind pro Jahr davon betroffen. Allerdings ist die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher, denn die wenigsten gestehen sich Überforderung und Frustration statt Mutterglück ein.

Die Symptome der Wochenbettdepression sind sehr unterschiedlich und zeigen sich meist folgendermaßen:

  • fühlt sich völlig überfordert mit der Situation
  • es kommt zu Gefühlen der Traurigkeit
  • die Mutter ist deutlich empfindsamer und auch reizbarer
  • es kann zu Erschöpfungszuständen oder auch Ruhelosigkeit kommen
  • extreme Angst
  • Konzentrationsstörungen bei der Mutter
  • von Isolation, Unverständnis und Unfähigkeit im Umgang mit dem Neugeborenen
  • Entwicklung von zwiespältigen Gefühlen gegenüber dem Kind bis hin zu Schuldgefühlen und Versagensängsten
  • Niedergeschlagenheit
  • schlimmstenfalls Suizidgedanken

Zustand wird von vielen Müttern verheimlicht

Leider ist in der Gesellschaft noch immer der Gedanke weit verbreitet, dass eine Mutter nach der Geburt ihres Kindes glücklich sein muss. Dadurch entsteht ein starker Druck, Mütter versuchen ihren depressiven Zustand deshalb zu verheimlichen.

Allerdings ist es sehr wichtig, dass sich Mütter in dieser belastenden Situation jemandem anvertrauen. Ein Unterdrücken der Depression macht die Probleme meist noch schlimmer. Mütter sollten sich am besten auch Unterstützung bei und Freunden suchen, auch professionelle Hilfe in Selbsthilfegruppen oder bei einem Arzt ist sinnvoll. Sogar Hebammen kennen das Problem der Wochenbettdepression, bei denen beruhigende Worte oft schon nicht mehr helfen. In manchen Fällen sind die Depressionen oder Psychosen so stark ausgeprägt, dass eine professionelle, medikamentöse und meist auch stationäre in einer Klinik notwendig wird.

Wie entsteht eine Wochenbettdepression?

Die Ursachen für das Entstehen einer ausgeprägten Wochenbettdepression sind sehr vielfältig. Zusätzlich zu den hormonellen Veränderungen können körperliche, seelische sowie soziale Faktoren Einfluss darauf haben. Kam es beispielsweise in der zu Komplikationen oder traumatischen Erlebnissen, kann sich durchaus eine Depression entwickeln. Doch auch Veranlagung oder mangelnde bis fehlende Unterstützung durch den Partner können dazu beitragen. Oft geraten Mütter aufgrund mehrerer Ursachen in diese Ausnahmesituation. Mütter müssen sich jedoch darüber bewusst werden, dass sie mit diesen Problemen nie allein sind. Sie müssen sich außerdem klar machen, dass es eine gewisse Zeit braucht, in die Mutterrolle hineinzuwachsen. Pures Glück nach der Geburt zu empfinden, ist keine Selbstverständlichkeit.

Vorbeugung bei „Risikopatientinnen“

Eine sinnvolle Aufklärung vor der Geburt kann vor allem bei vorbelasteten Frauen entscheidend sein, wenn es um die Vorbeugung von Wochenbettdepressionen geht. soll dabei natürlich keine Angst gemacht werden, wenn sie mit möglichen Stimmungsschwankungen konfrontiert werden, die nach einer Geburt auftreten können. Dennoch kann schon vor der Geburt gute Präventionsarbeit durch Gynäkologe oder Hebamme geleistet werden. Zeigen sich bei einer werdenden Mutter bereits während der Schwangerschaft depressive Anzeichen oder litten Mütter schon bei früheren Kindern unter Wochenbettdepressionen, sollte die Unterstützung nach der Entbindung besonders intensiv sein: So sollte der Mutter viel und wenig Besuch gegönnt werden, in der Klinik sollten sich das Klinikpersonal oder auch der Partner verstärkt um die Betreuung des Kinds kümmern.

Wochenbettdepressionen nicht zum Tabu-Thema werden lassen

Meist werden Wochenbettdepressionen regelrecht verharmlost. Kein Wunder, überlagern sich doch die Symptome mit denen des Baby-Blues wie Erschöpfung, Müdigkeit und Anspannung. Eine Unterscheidung, was noch „normal“ ist und was krankhaft, ist deshalb manchmal schwierig. Zudem sind postpartale Depressionen noch immer ein Tabu-Thema. Doch das darf nicht sein. Wichtig ist, dass sich Mütter in dieser Situation Hilfe suchen, anstatt zu lange zu versuchen, die Probleme selbst in den Griff zu bekommen.

Bild: © Depositphotos.com / tiagoz

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