Das Wochenbett – Und warum es 8 Wochen andauert

Fragt man und Väter, die zum ersten Mal geworden sind, nach der Dauer des Wochenbetts, kommen häufig Antworten wie 10 bis 14 Tage. Erzählt die Hebamme dann aber, dass es 8 Wochen sind, macht sich große Verwunderung breit.

Es ist zwar richtig, dass in den ersten 10 Tagen nach der Entbindung in Sachen Rückbildung und auch Milchbildung sehr viel passiert, aber nach dieser kurzen Zeit sind all diese Prozesse noch lange nicht abgeschlossen. So verläuft beispielsweise die Rückbildung der bei Kaiserschnitt deutlich langsamer, auch andere Geburtsverletzungen (z. B. Dammriss) sind nach 10 Tagen noch nicht gänzlich verheilt.

Von den körperlichen Vorgängen einmal abgesehen, ist die Zeit des Wochenbetts wesentlich mehr, als nur Rückbildung und Milchbildung. Denn in dieser Zeit wachsen die Eltern in ihre Rolle als Mutter und Vater hinein. Das innerfamiliäre Beziehungsgefüge und damit auch das Leben werden völlig auf den Kopf gestellt, jeder muss sich einen neuen Platz darin suchen. In dieser Phase, die einen regelrechten Umbruch darstellt, müssen die Eltern natürlich unterstützt werden. Neben der Überwachung der Rückbildung und des Wohlergehens des Kindes ist dies auch Teil der Arbeit einer Hebamme während der Zeit des Wochenbetts.

Seit mittlerweile über 20 Jahren wird die Betreuung im Wochenbett durch Hebammen für eine Zeit von 8 Wochen von der gezahlt. Noch ist oft zu lesen, dass Hebammen nur nach ärztlicher Anordnung mehr als 10 Tage betreuen würden. Doch dem ist lange nicht mehr so und vor allem auch im Spätwochenbett stellt die Betreuung durch die Hebamme eine sinnvolle Unterstützung dar. Denn nicht selten schlagen die – anfangs noch hormonell bedingten – positiven Gefühle nach etwa zwei oder drei Wochen in Erschöpfungszustände um. Hier kann die Unterstützung der Hebamme, die noch einmal an das regelmäßige Tagschläfchen erinnert, sehr wichtig sein. Gerade in diesem Alter sind auch die Neugeborenen sehr bedürftig und können schnell eine Unruhe bei der Mutter hervorrufen, die von der Hebamme aber genommen werden kann. Oft wird auch erst später das eigentliche Geburtserlebnis reflektiert, so dass Mütter dann in der Hebamme eine Ansprechpartnerin für das Erlebte finden.

Hebammen können der frischgebackenen Mutter während des Wochenbetts die Sorgen nehmen und auch einige Tipps für Entspannung – gerade in angespannten Situationen – geben.

Nicht nur Baby wiegen und Blutdruck messen

In der Zeit des Wochenbetts ist von Hormonen durchflutet, sie ist offen und verletzlich, so wie sie es in ihrem Leben nie wieder sein wird. Dadurch können sich frischgebackene Mütter gänzlich auf ihr Kind konzentrieren und einlassen. Allerdings sind Mütter im Wochenbett auch sehr instabil, wenn es um Emotionen geht. Sie braucht deshalb – um sich optimal um ihr Kind kümmern zu können – ebenfalls ein bisschen „Bemutterung“ und Zuspruch.

Deshalb geht die Arbeit der Hebamme weit über Blutdruck messen, wiegen, Stillberatung und Fäden ziehen hinaus. Von der Krankenkasse werden natürlich nur diese Leistungen gezahlt, während die psychosoziale Arbeit regelrecht im Vorbeigehen erledigt werden soll. Etwas mehr Empathie tut allerdings frischgebackenen Müttern sehr gut.

Mitmenschen freundlich „abweisen“

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Das Wochenbett dauert 8 Wochen. Doch leider vergessen das vor allem die Mitmenschen. Nach der 10tägigen Schonfrist erwarten diese oft, dass die jungen Eltern dann überall stolz ihr Baby zeigen. Mitmenschen sollten im Wochenbett jedoch am besten freundlich, aber doch bestimmt ein wenig in ihre Schranken gewiesen werden. Auch wenn Eltern sicherlich Unterstützung benötigen, ist ein Zuviel an Besuch in der ersten Zeit noch nicht sinnvoll. Hilfe sollten sich Eltern vor allem in der Verwandtschaft für Aufgaben wie Einkaufen, oder Wäsche waschen suchen. Das Wochenbett sollte hingegen vor allem die Zeit für Eltern und Kind sein.

8 Wochen nur im Bett liegen?

Wochenbett – heißt das nun, die junge Mutter muss wirklich ganze 8 Wochen im Bett liegen? Nein, das bedeutet Wochenbett natürlich nicht. In den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt ist das oberste Gebot aber dennoch, sich auszuruhen – bestenfalls natürlich im Bett. Mögliche Geburtsverletzungen können so besser heilen, gerade nach einem Kaiserschnitt ist das besonders wichtig. Und dabei muss es im Bett ja nicht langweilig sein. Immerhin gibt es da einen kleinen kennenzulernen und auch das Stillen muss sich erstmal einspielen.

Zeit des Wochenbetts als Zeit des Bademantels sehen

Die Zeit im Wochenbett sollte als Zeit im Bademantel angesehen werden. In dieser Zeit heilen die Geburtsverletzungen und auch die Gebärmutterwunde ab. Auch anstrengende Tage müssen kompensiert werden. Zwar dürften gerade Ersteltern sich einen Spaziergang sehr wünschen, aber hier sollten nur kleine Runden zurückgelegt werden. So kann der Mutter geschont werden. Auch die Nerven der Eltern bleiben etwas verschont, denn eine zu große Reizüberflutung beim Neugeborenen kann schnell zu abendlichen Schreiphasen führen.

Vor allem Mütter, die bereits Kinder haben, verstehen den Sinn des Wochenbetts wesentlich besser. Doch gerade sie können sich oft weniger erholen bzw. sind schneller wieder im Alltag zurück. Die Umstellung bei der Geburt des ersten Kindes ist deshalb deutlich größer, weshalb es auch so wichtig ist, dass das Wochenbett auch wirklich 8 Wochen dauert und von außen möglichst wenig Stress auf sie einwirkt.

Bild: © Depositphotos.com / apid

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