Nicht jede Krankheit kann durch das Abhorchen mit einem Stethoskop, durch Tasten oder durch eine Blut– und Urinuntersuchung sicher diagnostiziert werden. Bei einigen Erkrankungen muss der Arzt eine Nervenwasseruntersuchung machen, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Eine solche Untersuchung, die auch als Lumbalpunktion bekannt ist, gehört heute zum Standardrepertoire und sie wird auch häufig dazu genutzt, um die unteren Extremitäten des Körpers für einen gewissen Zeitraum zu betäuben. Was passiert bei einer Lumbalpunktion und welche Gefahren birgt diese Art der Untersuchung?
Was passiert bei einer Nervenwasseruntersuchung?
Im Rahmen einer Nervenwasseruntersuchung entnimmt der Arzt mit einer sehr dünnen Punktionsnadel in Höhe der Lendenwirbelsäule Nervenwasser, das sogenannte Liquor. Die Hohlnadel wird in den Kanal des Rückenmarks eingestochen und durch die Nadel tropft das Nervenwasser dann in ein Probengefäß. Das so entnommene Nervenwasser wird anschließend im Labor auf Blut- oder Entzündungszellen untersucht. Eine Nervenwasseruntersuchung kann entweder ambulant oder auch stationär durchgeführt werden, entscheidend ist dabei der allgemeine gesundheitliche Zustand des Patienten.
Wie wird eine Lumbalpunktion durchgeführt?
Bei einer Lumbalpunktion kann der Patient wahlweise entweder mit stark gekrümmtem Rücken auf der Untersuchungsliege sitzen oder entspannt auf der Seite liegen. Beim Liegen werden die Arme und Beine angezogen, das Kinn liegt fest auf der Brust. Nur in diesen Positionen stehen die Wirbelkörperfortsätze weit auseinander und das ermöglicht einen guten Zugang zu den Zwischenräumen der Wirbelkörper. In den meisten Fällen punktiert der Arzt den Hohlraum zwischen dem dritten und vierten oder zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel. Die Untersuchung verursacht in der Regel wenig Schmerzen, aber der Patient kann auf Wunsch auch ein örtliches Betäubungsmittel bekommen.
Wann ist eine Untersuchung notwendig?
Eine Nervenwasseruntersuchung kann sowohl zur Diagnosebestimmung als auch zu therapeutischen Zwecken angewandt werden. Als diagnostisches Mittel kommt die Liquorpunktion als Nachweis oder Ausschluss folgender Erkrankungen zum Einsatz:
- Infektionskrankheiten wie Borreliose oder Syphilis
- Multiple Sklerose
- Verdacht auf Rückenmark- oder Gehirntumore
- Krebserkrankungen der Hirnhäute, beispielsweise Lymphomen
- Verdacht auf Hirnhautentzündung
- Gehirnblutungen
Die Lumbalpunktion als Therapie
In der Medizin wird die Lumbalpunktion auch zu therapeutischen Maßnahmen genutzt. So können unter anderem Medikamente zur Krebsbehandlung in den Kanal des Rückenmarks gespritzt werden. Patienten, die unter einer Erweiterung der Liquorräume leiden, kann mithilfe einer Punktion die überschüssige Flüssigkeit entnommen werden. Bei Patienten, die keine Vollnarkose vertragen, wird ein Betäubungsmittel mit einer Punktion gespritzt. Häufig nutzen Ärzte die Punktion auch, wenn ein Patient eine Chemotherapie bekommt, dann um die entsprechenden Medikamente verabreichen zu können.
Was ist nach einer Punktion wichtig?
Nach der Nervenwasseruntersuchung müssen die Patienten eine halbe bis eine volle Stunde auf dem Bauch liegen. Damit wird verhindert, dass Nervenwasser nach fließen kann. Zudem sollten Patienten einige Stunden das Bett hüten, nachdem die Punktion vorgenommen wurde, allerdings können sie selbstständig auf die Toilette gehen und auch eine Mahlzeit zu sich nehmen. Zu den Nebenwirkungen einer Lumbalpunktion gehören Kopf- und Rückenschmerzen, aber auch Übelkeit und Erbrechen. Manchmal schmerzt die Einstichstelle, aber diese Schmerzen verschwinden nach ein paar Stunden wieder von selbst. Viel zu trinken kann dabei helfen, die Kopfschmerzen zu bekämpfen.
Welche Risiken gibt es?
In der Regel kommt es eher selten zu Risiken, aber mitunter bilden sich an der Einstichstelle Blutergüsse oder es kommt zu leichten Blutungen. Selten sind Entzündungen oder Infektionen und auch Kreislaufbeschwerden und Bewusstseinsstörungen treten nur in Einzelfällen auf. Möglich sind auch vorübergehende Ausfälle der Nerven, die für Taubheitsgefühle und leichte Lähmungen sorgen. In der überwiegenden Zahl dieser Fälle sind die Symptome nach wenigen Tagen wieder verschwunden.
Eine Lumbalpunktion verursacht kaum Schmerzen, aber einige Patienten empfinden den Eingriff trotzdem als etwas unangenehm. Wenn der Arzt die Punktionsnadel einsticht, dann werden nämlich die Hirnhäute, die sogenannten Meningen gereizt und das fühlt sich nicht immer gut an.
Bild: © Depositphotos.com / chanawit
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