Anorexia nervosa – der krankhafte Wunsch schlank zu sein

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Anorexie heißt übersetzt nichts anderes als Appetitlosigkeit. Hinter diesem harmlosen Wort verbirgt sich jedoch eine Krankheit, die nicht unterschätzt werden sollte. Viele kennen Anorexie unter dem gebräuchlichen Namen Magersucht, der allerdings irreführend ist, denn während eine Anorexie viele Ursachen haben kann, steht bei der Anorexia nervosa tatsächlich eine krankhafte Essstörung im Mittelpunkt der Krankheit. Menschen, die unter einer Anorexie leiden, können bedingt durch eine Krankheit nicht essen, Menschen, die unter einer Anorexia nervosa leiden, wollen nicht mehr essen. Beide Krankheiten müssen behandelt werden, passiert das nicht, dann kann das tödlich enden.

Wer ist besonders von Anorexia nervosa betroffen?

Das Krankheitsbild der Magersucht wurde erstmals im Jahre 1873 beschrieben, aber erst in den 1970er Jahren wurde die Diagnose immer häufiger gestellt. Bis heute sind Frauen 10- mal öfter von der Krankheit betroffen als Männer, und die überwiegende Zahl der Betroffenen ist zwischen 14 und 35 Jahren alt. In der Regel entwickelt sich die Anorexia nervosa mit dem Beginn der Pubertät und sie ist mittlerweile die am dritthäufigsten auftretende chronische Erkrankung in Deutschland. Magersucht ist jedoch nicht einem bestimmten Geschlecht zuzuordnen, auch bestimmte Berufsgruppen stehen im Verdacht, Anorexia nervosa auszulösen. Vor allem bei Sportarten, die von Ästhetik geprägt werden, wie zum Beispiel die rhythmische Sportgymnastik, tritt das Problem häufig auf und auch Balletttänzerinnen gleiten nicht selten in die Magersucht ab. Das Gleiche gilt auch für Ausdauersportler und Sportler, die auf ihr Gewicht achten müssen, wie beispielsweise Skispringer oder Ringer.

Was löst eine Anorexie aus?

Während eine Anorexie viele unterschiedliche körperliche Ursachen haben kann, wird die Anorexia nervosa meist durch eine Mischung von psychischen Problemen und gesellschaftlichen Einflüssen ausgelöst. In vielen Fällen spielt auch die Veranlagung eine wesentliche Rolle, außerdem sind körperliche Veränderungen, wie der Beginn der Pubertät, maßgebliche Gründe, warum Menschen nicht mehr essen wollen. In der heutigen Zeit ist jedoch vor allem der gesellschaftliche Einfluss gravierend, denn besonders junge Mädchen eifern einem gefährlichen Ideal nach, das besagt, dass nur schlanke Frauen gut aussehen und akzeptiert werden. Menschen, die unter einer Anorexie leiden, können aufgrund einer schweren Erkrankung zum Beispiel durch Krebs und Chemotherapie nicht mehr wie gewohnt essen und laufen deshalb Gefahr, magersüchtig zu werden, wenn sie nicht behandelt werden.

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Die typischen Symptome

Auch wenn es vielleicht seltsam klingt, aber Menschen, die unter einer Essstörung leiden, verwenden sehr viel Zeit damit, an Essen zu denken. Die Nahrung nimmt in ihrem Leben eine zentrale Stellung ein, genauso wie der verzweifelte Versuch, ihre Hungergefühle zu unterdrücken. Magersüchtige essen extrem langsam, sie zelebrieren während des Essens penibel genau bestimmte Rituale und sie bereiten mit Feuereifer ein Essen zu, was sie selbst dann nicht einmal anrühren. Kommt es zu einem schlimmen Verlauf der Anorexia nervosa, dann wird die Nahrungsaufnahme komplett verweigert. Auch depressive Verstimmungen können ein Zeichen dafür sein, dass es sich um eine Anorexie handelt.

Wie wird die Krankheit behandelt?

Es gibt drei Möglichkeiten, Menschen zu therapieren, die unter einer Anorexie leiden. Die Betroffenen können in einer Klinik behandelt werden, eine Therapie in einer Tagesklinik machen oder sie wählen eine ambulante Behandlung. Ein Aufenthalt in einer Klinik ist immer dann notwendig, wenn das Körpergewicht des Patienten unter 75 % seines normalen Gewichts liegt. Wenn die körperliche Verfassung lebensgefährlich wird oder wenn die Betroffenen aufgrund einer Depression selbstmordgefährdet sind, dann kann nur eine Klinik helfen. Alle Therapien haben das Ziel, das Gewicht zu erhöhen, was in schweren Fällen auch mit künstlicher Ernährung zum Beispiel durch eine Nasensonde erreicht werden muss. Die nachfolgende Psychotherapie zielt darauf ab, die Patienten zum Umdenken zu bewegen. Eine solche Therapie ist in der Regel langwierig und kann Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern.

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Ulrike Dietz