Kokain – eine Droge für die Mitte der Gesellschaft

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Rund 15 Millionen Europäer haben schon einmal gekokst, und damit ist Kokain nach Cannabis die Droge, die am häufigsten konsumiert wird. „Der Espresso für die Nase“ ist längst nicht mehr nur die Partydroge der Reichen und Schönen, Kokain ist vielmehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sie ist ein beliebter Muntermacher, wird gerne vor einem wichtigen geschäftlichen Meeting oder auch zu Hause in geselliger Runde geschnupft, sie ist vor dem Sex, beim Sex und auch nach dem Sex beliebt und hilft dabei, die Nächte in den Clubs einfach durchzutanzen.

Die lange blutige Geschichte einer Droge

Schon die Inkas wussten um die Wirkung des Kokains und haben ihren Göttern mit einem Koka-Kult gehuldigt. Aber anders als heute wurde die Droge nicht geschnupft, sie wurde vielmehr gekaut und zu Ritualen eingesetzt, die von Schamanen abgehalten wurden. Die Blätter des Kokastrauchs sind eine Art Allheilmittel gegen die Kälte, gegen die Höhenkrankheit, gegen Müdigkeit und nicht zuletzt auch gegen Hunger. Anders als beim extrahierten Kokain sorgt das Kauen der Blätter für einen sanften dauerhaften Rausch und nicht für einen explosionsartigen Knall. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Kokapflanze nach Europa. Als es dem Chemiker Albert Niemann 1859 gelang, aus der Pflanze den Wirkstoff zu isolieren, war der Weg frei für ein Rauschmittel, was schnell Einzug in die bürgerliche und adelige Gesellschaft fand.

Das Rauschgift im Erfrischungsgetränk

Im 19. Jahrhundert wurde das weiße Pulver nicht geschnupft und nur selten gespritzt, es wurde vielmehr in gute Weine gegeben. So sorgte ein Bordeaux-Wein mit Koka-Extrakt bei der englischen Königin Victoria für Entzücken, auch die russische Zarenfamilie und Papst Leo XIII waren große Fans dieses besonderen Weins. Émile Zola, Jules Verne und Hendrik Ibsen waren ebenfalls von dem magischen Wein fasziniert und Thomas Alva Edison ging nach dem Genuss des Weins buchstäblich ein Licht auf. Ein gewisser John S. Pemberton, ein Apotheker aus dem US-Staat Georgia, bekämpfte mit dem Wein aus Europa seine Morphiumsucht und erfand ein neues Getränk, das er Coca-Cola nannte und das bis 1903 noch Substanzen der Koka-Blätter enthielt.

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Wie schädlich ist Kokain?

Kokain ist alles andere als eine harmlose Partydroge, es ist vielmehr ein hochgefährliches Rauschgift, und wer dauerhaft dieses Rauschgift schnupft oder raucht, der riskiert nicht nur seine Gesundheit, sondern auch sein Leben:

  • Das Immunsystem wird geschwächt
  • Die Blutgefäße werden geschädigt
  • Es kommt zur sogenannten „Crack-Lunge“
  • Geruchs- und Geschmackssinn werden vermindert
  • Es droht ein starker Gewichtsverlust
  • Leber, Nieren und Herz werden geschädigt
  • Das Schnupfen zerstört die Nasenschleimhaut und die Nasennebenhöhlen

Auch die psychischen Schäden sind groß. Die Konsumenten bekommen massive Schlafstörungen, Depressionen, sie wirken verwirrt, haben Panikattacken und spüren vermehrt starke Antriebs- und Konzentrationsstörungen, auch asoziales und narzisstisches Verhalten ist keine Seltenheit. Im weiteren Verlauf kommt es dann zu Wahnvorstellungen, die Betroffenen werden paranoid und haben Halluzinationen.

Verpönt und doch geliebt

Kokain ist eine harte Droge, die verpönt ist, trotzdem nimmt sie unter den Rauschgiften nach wie vor eine Sonderstellung ein. Der „Schnee“ galt als Droge der Dekadenz, die österreichische Kaiserin Sissi wie auch der Vater der Psychoanalyse Sigmund Freud ließen sich Kokain spritzen, Freud selbst setzte es auch zu therapeutischen Zwecken ein. Andy Warhol und Rainer Werner Fassbinder gehörten zu den Fans und an der Wallstreet war und ist Koks ein Sinnbild für den Kapitalismus. Sogar der fiktive Meisterdetektiv Sherlock Holmes rauchte das Rauschmittel und soll laut seinem Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle, im Rausch seine kniffligsten Fälle gelöst haben. Heute sind es Paris Hilton oder das Fotomodell Kate Moss, die mit ihrem Koks-Konsum für Schlagzeilen sorgen und auch die Sängerin Rihanna schätzt das weiße Pulver, das sie mit Vorliebe von der Glatze ihres Leibwächters schnupft.

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Ulrike Dietz