Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, äußert sich kritisch zur neu eingeführten elektronischen Patientenakte, die seiner Meinung nach nach 20 Jahren Vorbereitung und hohen Kosten enttäuschend ist. Er bemängelt, dass die Akte für chronisch kranke und ältere Menschen keinen echten Mehrwert bietet, da wichtige Altbefunde fehlen und die Fülle an Informationen Ärzte überfordern könnte. Zudem kritisiert Brysch, dass die Einführung ohne Unterstützung durch Künstliche Intelligenz erfolgt und technikunerfahrene Menschen, insbesondere über 65-Jährige, bei der Nutzung der E-Akte ausgeschlossen bleiben könnten.
Berlin () – Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sieht die nun startende elektronische Patientenakte kritisch. „Nach 20 Jahren Vorbereitung und Milliarden Euro Entwicklungskosten ist das Ergebnis für die Nutzer enttäuschend“, sagte Brysch der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe).
„Für chronisch kranke, pflegebedürftige und alte Menschen bietet die elektronische Patientenakte keinen Mehrwert. Denn Altbefunde sind nicht vorhanden“, bemängelte er.
Auch werde die zu erwartende Fülle an medizinischen Informationen die Ärzte schnell im Praxisalltag überfordern. „Schließlich ist die E-Akte nichts anderes als eine digital einsehbare Papiersammlung. Jedes Dokument muss gesichtet werden, um die für die Behandlung relevanten Fakten herauszufinden“, so Brysch.
Das Hinterlegen einer „Künstlichen Intelligenz“ sei zum Start nicht beabsichtigt, kritisierte er. „Doch erst die Filterung, Verknüpfung und Analyse der Datenmengen bringen den entscheidenden Vorteil.“
Außen vor blieben auch technikunerfahrene Menschen, so Brysch. „Dazu zählen immerhin mehr als 20 Prozent der Über-65-Jährigen.“ Auch diese Patienten dürften nicht ausgeschlossen werden, ihre E-Akte uneingeschränkt zu nutzen.
Die elektronische Patientenakte soll am 15. Januar in den Pilotregionen Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen starten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte am Donnerstag, schon bei der Einführung werden man „Zehntausenden Menschen das Leben retten können“. Das hält Brysch für überzogen. „Wenn der Bundesgesundheitsminister behauptet, dass schon bei der Einführung zehntausenden Menschen das Leben gerettet wird, ist das vollkommen übertrieben“, sagte der Patientenschützer.
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Blick vom Zahnarzt-Patientenstuhl (Archiv)
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