Berlin () – Angesichts steigender Personalnot in Pflegeheimen zeigen sich Patientenschützer und Pflegeverbände alarmiert. „Die pflegerische Versorgung in Deutschland ist an vielen Orten bereits heute nicht mehr gewährleistet“, sagte die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgaben).
Laut Pflegerat fehlen bereits heute allein in der stationären Langzeitpflege rund 115.000 professionell Pflegende in Vollzeit. Gleichzeitig steige die Zahl der pflegebedürftigen Menschen, was die Situation weiter verschärfe. „Die Alarmzeichen sind überall sichtbar, zum Beispiel durch einen hohen Krankenstand“, so Vogler. „Das Pflegesystem bröckelt und das Vertrauen darin schwindet.“
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warnte vor den Folgen für die Patienten und vor einer hohen Dunkelziffer bei Engpässen in Pflegeheimen. „Die Pflegeheimbewohner sind den Vernachlässigungen schutzlos ausgeliefert. Meist wird diese Würdeverletzung im Stillen, demütig und ohne Klagen ertragen“, sagte er dem RND. Die bekannt gewordenen Fälle, in denen Pflegekräfte den Notruf wählten, um Unterstützung zu erhalten, machten überdeutlich, „dass die Altenpflege im Kampf um mehr Personal der Verlierer bleibt“, sagte Brysch.
Auch Verena Bentele, Präsidentin des VdK zeigt sich alarmiert. „Dreh- und Angelpunkt der Probleme in der vollstationären Pflege ist das fehlende Personal: Wenig Personal führt zu Frustration, Überlastung und Krankheit. Und schlussendlich zu noch weniger Pflegekräften, weil viele ihren Job kündigen.“
Die Verbände forderten eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte, der Arbeitsbedingungen und Versorgungsangebote, sowie eine Erleichterung bei der Fachkräfteeinwanderung. Der VdK sieht eine gute Bezahlung jedoch nur als einen Anfang. Bentele warb für eine Aufweichung der Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. „Alternative Wohn- und Versorgungsangebote müssen angeboten und ausgebaut werden“, sagte sie.
Pflegeratspräsidentin Christine Vogler forderte „eine Neuordnung der Kompetenzen innerhalb der Gesundheitsberufe“. Es müsse in Bildung und durchlässige Bildungswege investiert werden, in sektorenübergreifende funktionierende Strukturen, in sichere und gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen, in die Digitalisierung und in die Künstliche Intelligenz. Überflüssige Bürokratie müsse abgebaut werden. „Einzurichten sind Pflegekammern in allen Bundesländern, damit die Pflegeberufe selbstbestimmt handeln können“, sagte Vogler.
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Bildhinweis: | Seniorin mit Helferin (Archiv) |
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