In vielen Ländern der westlichen Welt gilt die Kinderlähmung schon seit vielen Jahren als ausgerottet. Ausgelöst wird die schwere Erkrankung von Viren. Nachgewiesen wurden diese Polioviren jetzt in England, was bedeutet, dass die Krankheit wieder näher kommt. Die gute Nachricht ist aber: Gegen das Virus gibt es einen wirksamen Impfstoff. Dies ist auch der Grund, warum Europa vor 20 Jahren von der Weltgesundheitsorganisation WHO als poliofrei erklärt wurde.
Spuren im Wasser
„Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“, mit diesem Slogan warb das Bundesministerium für Gesundheit bereits vor mehr als 40 Jahren für die Impfung gegen Polio. Während bei anderen Impfungen eine Spritze notwendig ist, wurde und wird die Polioimpfung auf einem Stück Zucker verabreicht. Dies machte es vor allem leicht, Kinder zu impfen. Außer in Indien und Pakistan, wo die Krankheit auch heute noch grassiert, gab es sehr lange keinen neuen Fall. Die Polioviren in England wurden im Abwasser entdeckt und nun sind die Behörden in großer Sorge. Gefunden wurde das Virus in einer Kläranlage im Norden von London und das in einer Menge, die besorgniserregend ist.
Die Herkunft ist noch unklar
Woher auf einmal die Polioviren kommen, steht aktuell noch nicht fest. Die Gesundheitsbehörden der englischen Hauptstadt vermuten aber, dass sie von einer Person stammen könnten, die in den letzten Monaten nach London gereist ist. Dafür spricht, dass sich der Fundort der Viren nur auf den Einzugsbereich der einen Kläranlage beschränkt. In diesem Bereich leben aber vier Millionen Menschen, was die Identifizierung fast unmöglich macht. Fälle von Kinderlähmung sind bis jetzt nicht registriert worden, daher gibt es auch keinen Grund für eine akute Besorgnis. Trotzdem wurden diejenigen, die noch nicht geimpft sind, dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen.
Eine schleppende Kampagne
Polioviren sind einfache Viren, die fast nur beim Menschen vorkommen. Zwei Virenstämme wurden bereits ausgerottet und in Afghanistan und Pakistan sowie in Teilen von Indien gibt es noch einen sogenannten Polio-Wildvirus-Typ 1. Ob dieser Typ in anderen Ländern aufgetaucht ist, kann durch die weltweite Migrations- und Fluchtbewegung nicht mehr nachverfolgt werden. Die jungen Eltern von heute kennen die Impfkampagne gegen die Kinderlähmung gar nicht mehr. Dies hat zur Folge, dass immer weniger Kinder geimpft werden. Übertragen werden die Viren übrigens durch schmutziges Wasser. Wenn davon getrunken wird, vermehren sich die Viren sehr schnell im Darm, außerdem sind die Viren im Rachen zu finden. Hier reicht schon ein enger Körperkontakt, um das Poliovirus zu übertragen. Wer sich schützen will, braucht drei Impfdosen, die das Virus in einer abgeschwächten Form enthalten. Empfohlen wird die Impfung bei Babys und Kleinkindern schon ab dem zweiten Lebensmonat.
Fazit zu Polioviren in England
Der Verlauf der Erkrankung ist in vielen Fällen asymptomatisch. Kommt es aber zu Symptomen, dann sind es Fieber, starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Muskelkrämpfe. Bei Kindern besteht zudem die Gefahr, dass es zu motorischen Schwächen und zu Lähmungen kommt, was auch die Bezeichnung Kinderlähmung erklärt. Oft bilden sich diese Lähmungen wieder zurück, trotzdem sind irreversible Schädigungen keine Seltenheit. In besonders schweren Fällen werden die Lähmungen chronisch. Franklin D. Roosevelt, der frühere Präsident der USA, war ein prominentes Opfer der Kinderlähmung, genauso wie die Schauspielerin und Sängerin Hildegard Knef.
Bild: © Depositphotos.com / AndreyPopov
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