Wie Blähungen, so gehört auch die Blasenschwäche zu den gesundheitlichen Problemen, über die die meisten Menschen, wenn überhaupt, nur hinter vorgehaltener Hand sprechen. Zu peinlich ist das Thema, wenn die Blase nicht mehr in der Lage ist, den Urin zu halten und wenn Einlagen eine Notwendigkeit sind. Blasenschwäche ist nichts, für das man sich schämen muss, denn viele Menschen sind davon betroffen. Blasenschwäche trifft Männer und Frauen im gleichen Maße, auch wenn die Ursachen anders sind.
Wer ist besonders häufig betroffen?
Leider ist Harninkontinenz, wie die Blasenschwäche mit medizinischem Namen heißt, nach wie vor ein Tabuthema. Die Blase unter Kontrolle zu haben, ist immerhin ein Meilenstein in der kindlichen Entwicklung. Menschen, die diese Funktion nicht unter Kontrolle haben, geraten schnell ins soziale Abseits, weil alltägliches wie sportliche Aktivitäten oder Theaterbesuche so einfach nicht mehr möglich sind. In Deutschland sind rund sechs Millionen Männer und Frauen von Blasenschwäche betroffen, das sind gut 13 Prozent aller Frauen und fünf Prozent aller Männer. 19 Prozent der Frauen sind über 60 Jahre alt und bei den Männern in der gleichen Altersgruppe sind es zehn Prozent. Die Zahl steigt mit den Lebensjahren, da 30 Prozent der Deutschen, die die 80 Jahre überschritten haben, inkontinent sind. Ärzte vermuten jedoch eine deutlich höhere Dunkelziffer, da viele Menschen sich schämen, einen Arzt aufzusuchen, sie betrachten die Blasenschwäche als eine normale Alterserscheinung.
Die vielen Formen der Blasenschwäche
Für den Arzt ist es oftmals nicht leicht, die Ursache für die Inkontinenz zu finden, denn es gibt eine Reihe von Formen der Blasenschwäche:
- Die Belastungsinkontinenz
- Die überaktive Blase oder die Dranginkontinenz
- Die Überlaufinkontinenz
- Die extraurethrale Inkontinenz
Das sind die bekanntesten Ursachen für Blasenschwäche, die der Arzt besonders oft diagnostiziert. Meist sind Männer wie Frauen von diesen Formen der Inkontinenz betroffen, keiner ist vor diesen Formen der Blasenschwäche gefeit.
Die Belastungsinkontinenz
Bei einer Belastungsinkontinenz liegt bei den Betroffenen eine Schwäche der Muskulatur des Beckenbodens, der Schließmuskulatur der Blase und des Bindegewebes vor. Heftiges Husten, Niesen, herzhaftes Lachen oder Laufen kann zu Harnverlust führen, ohne dass es dabei zu Harndrang gekommen ist. Besonders betroffen sind Frauen und Männer, die zu viel Gewicht auf die Waage bringen. Auch Frauen, die viele Geburten oder eine Mehrfachgeburt hatten, leiden unter dieser Form der Blasenschwäche, ebenso wie ältere Menschen und Männer, die eine Operation an der Prostata hatten.
Die überaktive Blase oder die Dranginkontinenz
Wenn eine Blasenschwäche durch viele verschiedene Symptome gekennzeichnet ist, dann handelt es sich in der Regel um eine Dranginkontinenz oder um eine überaktive Blase. Diese Form ist für die Betroffenen besonders belastend und stellt starke Einschränkungen im alltäglichen Leben dar. Es kommt plötzlich zu Harndrang, der sich nicht mehr unterdrücken lässt. Der Gang zur Toilette wird jedoch vielfach zur Enttäuschung, denn der Drang kann mit Urinverlust verbunden sein, muss es jedoch nicht. Die Patienten haben pausenlos das Gefühl „zu müssen“, die Mengen an Urin sind jedoch nur klein. Auch in der Nacht lässt der Drang nicht nach und die Betroffenen kommen kaum zur Ruhe, da sie ständig das Gefühl haben, Wasser lassen zu müssen. Bei dieser Dranginkontinenz handelt es sich um eine sogenannte Blasenspeicherstörung. Der Blasenmuskel zieht sich dabei schon bei einer winzigen Menge Urin zusammen und signalisiert auf diese Weise, dass sie voll ist, selbst wenn das nicht der Fall ist. Wird dieser Drang ignoriert, kommt es zu einem unfreiwilligen Urinverlust.
Die Überlaufinkontinenz
In der Medizin heißt die Überlaufinkontinenz chronische Harnretention und sie stellt so etwas wie das Gegenteil der Dranginkontinenz dar. Die Betroffenen verlieren immer wieder eine kleine Menge Urin, ohne dass sie einen Harndrang verspüren. Hauptsächlich Männer sind von dieser Form der Blasenschwäche betroffen. Bei einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, aber auch bei einer Verletzung der Harnröhre und bei einer Unterfunktion des Blasenmuskels kommt es zu sogenannten Abflussstörungen. Selbst wenn die Blase gefüllt ist, sind die Patienten beim Wasserlassen nicht in der Lage, die Blase vollständig zu entleeren. Es bleibt ein Rest Urin in der Blase zurück, der dann tröpfchenweise abgeht.
Die extraurethrale Inkontinenz
Bei einer extraurethralen Inkontinenz gehört der unwillkürliche Verlust von kleinen Mengen Urin ebenfalls zum Krankheitsbild. Diese Form der Blasenschwäche ist vielfach angeboren, sie kann aber auch als Folge von Unterleibsverletzungen entstehen. Eine Blasenfistel kommt ebenfalls als Ursache infrage, mögliche Verursacher sind auch Harngrieß oder Harnsteine. Bei einer extraurethralen Inkontinenz wird der Urin nicht nur über die Harnwege abgegeben, er wird auch über die Scheide oder den Darm ausgeschieden.
Welche Therapien sind möglich?
Für jede Form der Blasenschwäche gibt es die passende Therapie, die jedoch immer den Ursachen und der persönlichen Lebenssituation des Patienten angepasst wird. Bewährt hat sich ein gezieltes Beckenbodentraining unter der Anleitung eines Physiotherapeuten. Bei dieser „Krankengymnastik“ lernt der Patient, die Belastungen für den Beckenboden im Alltag zu verringern. Außerdem lernen sie, wie sie ein falsches Anspannungsmuster vermeiden und den Beckenboden kräftigen können. Sollte diese Therapieform nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann vielleicht eine Elektrotherapie helfen. Mit elektrischen Impulsen werden die Beckenmuskeln schmerzfrei passiv trainiert. Hilfreich kann auch das „Toilettentraining“ sein. Diese Therapie findet zu Hause statt, jedoch sollte ein Arzt den „Trainingsplan“ aufstellen. Bei dieser Therapie ist es wichtig, dass die Patienten ihre Getränke und die Menge der Getränke sehr sorgfältig auswählen. Zudem gibt es feste Zeiten, zu denen die Patienten die Toilette aufsuchen sollen. Der letzte Ausweg ist ein operativer Eingriff.
Fazit
Blasenschwäche ist zwar lästig und unangenehm, gefährlich ist sie jedoch nicht. Die moderne Medizin hat viele Optionen, um den Betroffenen zu helfen, die Auswahl reicht von einem Beckenbodentraining bis zur OP und der Einnahme von Hormonen Medikamenten. Eine vergrößerte Prostata kann eine Operation unumgänglich machen und auch einige Fälle von extraurethraler Inkontinenz müssen unters Messer. Eine Umhüllung der Harnröhre entweder mit Silikon oder mit Kollagen stabilisiert und gehört zu den neuen Möglichkeiten. Das gilt auch für einen Blasenschrittmacher, der implantiert wird, um eine überaktive Blase zu beruhigen. Auf der anderen Seite kann der Schrittmacher die Blase aber auch stimulieren, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu entleeren. Eine Blasenschwäche verbessert sich nicht, wenn sie verschwiegen wird. Wer darunter leidet, sollte umgehend mit einem Arzt sprechen.
Quelle: absolutimages / Fotolia
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