Nach einer Herabsetzung der Grenzwerte für Bluthochdruck seitens der US-Kardiologenvereinigungen American Heart Association und American College of Cardiology Guidelines im vergangenen Jahr sind Millionen Amerikaner gleichsam über Nacht an Bluthochdruck erkrankt. Weltweit hat die Neujustierung der Hypertonie-Leitlinien durch die Amerikaner nun hitzige Debatten über Sach- und Stichhaltigkeit dieser Reform ausgelöst.
Kritik an der neuen US-Bluthochdruck-Definition
Logischerweise hat die Kritik an der neuen US-Bluthochdruck-Definition nicht lange auf sich warten lassen. Schließlich sind dadurch auf einen Schlag bis zu 44 Millionen US-Bürger zu potenziellen Bluthochdruckpatienten deklariert worden. So kritisiert auch der deutsche Kardi-ologe Prof. Roland Schmieder laut der Ärzte Zeitung, dass eine solche Neubestimmung der Grenzwerte die Lebensqualität der davon Betroffenen beeinträchtigen könne.
An der Neudefinition der US-Forscher wird abermals deutlich, dass Erkrankungen nicht bloß biologische, sondern auch sozio-politische Tatsachen sind. So wird nun auch in Deutschland und Europa rege darüber diskutiert, ob eine ähnliche Nachjustierung der Grenzwerte nicht auch hier sinnvoll sei. Zumindest, so die Ärzte Zeitung, soll eine überarbeitete Fassung der europäischen und deutschen Hypertonie-Leitlinien in diesem Jahr auf der ESH- und dem ESC-Kongress vorgestellt werden – man darf gespannt sein.
Folgen der Neudefinition der Leitlinien für Bluthochdruck für Betroffene
Als wissenschaftlich erwiesen gilt immerhin, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankun-gen bereits ab einem Blutdruck von 115/75 mmHg exponentiell ansteigt. Allerdings ist eine Medikation bei Werten bis zu 140/90 mmHg nur dann empfehlenswert, wenn bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Nierenschäden vorliegen. Ansonsten werden Lebens-stiländerungen, wie etwa gesündere Ernährung und mehr Bewegung, bereits als ausreichend angesehen, um dem erhöhten Blutdruck entgegenzuwirken. Dann stellt sich aber die Frage, warum die neuen Leitlinien überhaupt erlassen wurden, wenn sie doch an der Medikation des Großteils der Patienten nichts ändern. Hier wird meistens damit argumentiert, dass es eher darum ginge, die Menschen frühzeitig zu einer Lebensstiländerung zu bewegen; die Neudefi-nition der Grenzwerte sei somit als Warnsignal zu verstehen.
Kritiker halten dem dagegen vor, dass es viel eher darum gehen würde, Anlässe für Therapien zu schaffen, was wiederum vielen, im Kern gesunden Menschen schaden würde – nicht zuletzt allein schon durch die Stigmatisierung »krank« zu sein. Beispielsweise dürften mittlerweile nur noch sehr wenige US-Bürger über 75 Jahren überhaupt noch als gesund gelten.
Schließlich wird auch die Evidenz der Befunde, die zu der Neujustierung der Hypertonie-Werte geführt haben, angezweifelt. Zu fragen ist auch, ob eine pauschale Grenzwertsetzung für alle überhaupt sinnvoll ist. So besteht beispielsweise Unklarheit darüber, ob eine Blut-drucksenkung für Diabetiker von Nutzen ist.
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